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und den Druck von uns zu nehmen. Daher ist es mein
Rat, eine Gesandtschaft zu ihm zu schicken aus den An¬
gesehensten unserer Brüder. Konrad von Warfleth, Ernrno
von Oldeuesch und Dietrich von Schlüte sollen den weiten
Weg nach Braunschweig unter ihre Füße nehmen und
dem Kaiser vorstellen, wie sehr unser freies Land, das
feinen andern Herrn fennt als ihn, den Kaiser, unter dem
Druck seiner Vasallen leidet. Gewiß sein fürstliches Herz
wird sich auss neue uns zuwenden und uns Helsen von
unsern Dräugern!" So sprach der weise Alte; und ob¬
gleich viele unter den Versammelten waren, denen dieser
Weg zu lang dünkte, so wagte doch niemand ihm zu
widersprechen. Die drei Männer, die er genannt, er¬
klärten sich bereit, die weite Reise nach dem fernen
Braunschweig zu unternehmen, und schon am andern
Tage machten sie sich auf, begleitet von den frommen
Segenswünschen der freien Bauern.
Ehe jedoch diese ausgesandten Boten von Braun¬
schweig zurückkehren konnten, hatten die Dinge im Ste-
dingerlande plötzlich eine ganz andere Wendung ge¬
nommen.
Die Deicharbeiten waren beendet; jede Lücke, jeder
kleine Riß, jeder Ratten- und Maulwurfsgang war
sorgfältig verstopft, und mit neuer Zuversicht konnten die
Bauern den kommenden Sturmfluten entgegen sehen.
Da sollte deuu nach alter, von den Vätern ererbter Sitte
das Fest der Deichschau begangen werden. In feierlicher
Prozession zogen alsdann alle Männer, festtäglich ge¬
kleidet, aus allen Ortschaften nach Berne, wo in der
altersgrauen Kirche, die einst der Erzbischof von Bremen,
Ansgar, zu Ehren des heiligen Aegidius gebaut, ein
Hochamt gehalten wurde. Nach Beendigung desselben
begaben sie sich dann mit Kreuzen, Fahnen nn'b Bannern
nach dem Deiche, welcher seiner ganzen Länge nach ab¬
geschritten wurde, um noch einmal nachzusehen, ob an
demselben alles in gutem Zustande sei. Nachdem auch
dieses geschehen war, ging der Zug nach Berne zurück,
und auf der Dingstätte, unweit der Stadt, wo sich im