Full text: Der Freischöffe von Berne (3)

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und den Druck von uns zu nehmen. Daher ist es mein 
Rat, eine Gesandtschaft zu ihm zu schicken aus den An¬ 
gesehensten unserer Brüder. Konrad von Warfleth, Ernrno 
von Oldeuesch und Dietrich von Schlüte sollen den weiten 
Weg nach Braunschweig unter ihre Füße nehmen und 
dem Kaiser vorstellen, wie sehr unser freies Land, das 
feinen andern Herrn fennt als ihn, den Kaiser, unter dem 
Druck seiner Vasallen leidet. Gewiß sein fürstliches Herz 
wird sich auss neue uns zuwenden und uns Helsen von 
unsern Dräugern!" So sprach der weise Alte; und ob¬ 
gleich viele unter den Versammelten waren, denen dieser 
Weg zu lang dünkte, so wagte doch niemand ihm zu 
widersprechen. Die drei Männer, die er genannt, er¬ 
klärten sich bereit, die weite Reise nach dem fernen 
Braunschweig zu unternehmen, und schon am andern 
Tage machten sie sich auf, begleitet von den frommen 
Segenswünschen der freien Bauern. 
Ehe jedoch diese ausgesandten Boten von Braun¬ 
schweig zurückkehren konnten, hatten die Dinge im Ste- 
dingerlande plötzlich eine ganz andere Wendung ge¬ 
nommen. 
Die Deicharbeiten waren beendet; jede Lücke, jeder 
kleine Riß, jeder Ratten- und Maulwurfsgang war 
sorgfältig verstopft, und mit neuer Zuversicht konnten die 
Bauern den kommenden Sturmfluten entgegen sehen. 
Da sollte deuu nach alter, von den Vätern ererbter Sitte 
das Fest der Deichschau begangen werden. In feierlicher 
Prozession zogen alsdann alle Männer, festtäglich ge¬ 
kleidet, aus allen Ortschaften nach Berne, wo in der 
altersgrauen Kirche, die einst der Erzbischof von Bremen, 
Ansgar, zu Ehren des heiligen Aegidius gebaut, ein 
Hochamt gehalten wurde. Nach Beendigung desselben 
begaben sie sich dann mit Kreuzen, Fahnen nn'b Bannern 
nach dem Deiche, welcher seiner ganzen Länge nach ab¬ 
geschritten wurde, um noch einmal nachzusehen, ob an 
demselben alles in gutem Zustande sei. Nachdem auch 
dieses geschehen war, ging der Zug nach Berne zurück, 
und auf der Dingstätte, unweit der Stadt, wo sich im
	        
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