19. Reformationskämpfe in Niedersachsen.
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Leider konnte dieser Erfolg den Verlust bei Mühlberg nicht
mehr gut machen, und die niedersächsischen Städte mußten für ihre
Teilnahme am Schmalkaldischen Kriege an den Kaiser schwere
Lösegelder zahlen; den meisten wurde das Augsburger Juterim
aufgedrängt.
3. Albrecht von Brandenburg in Niedersachsen. Markgraf Albrecht
von Brandenburg-Knlmbach war mit den Vestimmuugeu des Passauer
Vertrags nicht einverstanden. Er entließ sein Heer nicht, vergrößerte
es vielmehr uud ließ „in aller Ergetzlichkeit die Kriegsfurie spielen,"
indem er 17 Städte, 34 Klöster und 250 Dörfer im Bambergifchen,
Würzburgischen und Fuldaischeu ausraubte und verbrannte. Auch
in das Gebiet Heinrichs d. I. von Braunschweig drang er schonungs¬
los ein. Um diesen Greueln Einhalt zu tun, vereinigten sich
Moritz von Sachsen, die fränkischen Bischöfe n. a. mit dem
Herzog Heinrich d. I. von Braunschweig. Die Adeligen seines
eigenen Landes, die Stadt Braunschweig und die Herzogin Elisabeth von
Kalenberg-Göttingen nebst ihrem Sohn Erich II. stellten sich jedoch auf
des Brandenburgers Seite. Schnell warf nun Albrecht von Brandenburg
seinHeer nach Niedersachsen. Hunderte von beutebeladenen Wagen zogen
vorauf. An der Spitze ritt der Markgraf im Harnisch, den mit
spanischen Federn geschmückten Hut auf dem Haupte, drei Faust-
rohre und zwei Streithämmer am Sattel. Im Halberstädtischen
vereinigte er sich mit den niedersächsischen Hilfstruppen und brach
in das Braunschweiger Land ein, ließ über 20 Dörfer in Flammen
aufgehen, ritt, jubelnd empfangen, in Braunschweig ein, zog die
Söldner der Stadt und des braunschweigischen Adels an sein Heer,
besetzte Hannover und brandschatzte von hier aus das Bistum Minden.
4. Die Schlacht bei Sievershausen. 1553. Indessen sammelten
sich Kurfürst Moritz und seine Bundesgenossen zwischen Harz
und Weser auf der Linie Osterode, Einbeck, Holzminden.
Von Osterode ans sandte Moritz seinen Absagebrief an den
Markgrafen und zog über Alfeld, Gronau, Elze das Leinetal
hinunter nach Sarstedt. Jenseits der Leine, auf deu Höhen bei
dem Kalenberge, stand der Markgraf; er hatte die Brücken über die
Leine abbrechen lassen, sodaß hier ein Zusammenstoß nicht erfolgen
konnte. Der Markgraf verließ seine Stellung, um über Pattensen,
Hannover und Burgdors zurück nach Braunschweig zu gelangen, wo
er hinter den starken Mauern in Sicherheit gewesen wäre. Kurfürst
Moritz eilte von Sarstedt in gerader Linie auf Peine zu und traf
am 9. Jnli des Markgrafen Truppen auf der Dolger Heide bei
Sievershausen. Dort kam es zu einer Schlacht, wie sie mörde-
rWj; *n dieser Zeit nicht gesehen ward. Kurfürst Moritz wurde
tödlich verwundet; Friedrich, der Sohn Ernst des Bekenners, und
die röhrte Heinrichs des Jüngeren sielen. Durch das erbitterte Vor-