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Zweiter Zeitraum. Tie Kurfürsten von Brandenburg.
1). Branden¬
burgs An¬
sprüche auf
die Klevische
Erbschafr.
1609.
e. Pfalz-Neu-
bmgs An¬
sprüche.
(1. Einigung
zwischen Joh.
LigiSmund
u. Wolfgang
Wilhelm.
1609.
c. Zerwürf¬
nis zwischen
beiden.
mit Maria, Tochter Ferdinands I. von Deutschland, und er erhielt
von Kaiser Karl V. urkundlich das wichtige Recht, daß in Ermange¬
lung von Söhnen seine ganze Herrschaft ungeteilt auf die Töchter
übergehen sollte. Herzog Wilhelm hinterließ nur einen schwachsinnigen
Sohn, Johann Wilhelm.
Es wurde daher der ältesten seiner vier Töchter, Maria Eleonore,
die mit Albrecht Friedrich von Preußen vermählt war, die Nachfolge
in den Jülich-Klevifchen Ländern ausdrücklich zugesichert. Maria
Eleonore hatte zwei Töchter, Anna und Eleonore; erstere war mit
Johann Sigismund von Brandenburg, letztere mit dessen Vater,
Joachim Friedrich, vermählt.
Johann Wilhelm starb 1609 ohne Nachkommen, und Johann
Sigismund wollte sein Erbe in Besitz nehmen. Da aber trat
anch Wolsgang Wilhelm, Sohn des Psalzgrasen von Neuburg
und der Anna, der zweiten Schwester Johann Wilhelms, mit
Erbansprüchen auf. Tiefe gründete er darauf, daß er der Sohn
der noch lebenden Schwester sei und somit ein Vorrecht habe
vor den Töchtern der schon verstorbenen Schwester, mit deren Tode
auch ihr Erbrecht erloschen sei. Außer Wolfgang Wilhelm trat noch
der Kurfürst von Sachsen nebst noch mehreren andern Prätendenten
(im ganzen sieben) ans. Damit ihnen nun die Erbschaft nicht ent¬
rissen werde, verständigten sich Johann Sigismund und Wolsgang
Wilhelm im Vertrage zu Dortmund (in der Grasschaft Mark) 1609,
das ganze Land einstweilen gemeinschaftlich in Besitz zu nehmen.
Kaiser Rudolf II., der die Ansprüche Sachsens unterstützte, er¬
klärte diesen Vertrag für ungültig und ließ kaiserliche Truppen in
die Jülichschen Länder einrücken; doch Brandenburg und Psalz-Neu-
burg setzten sich vereint zur Wehr, und da die Union und die Nieder¬
länder ihnen kräftige Hilfe leisteten, so gelang es ihnen, das Land zn
behaupten. Bald aber entstand unter ihnen selbst ein Zerwürfnis.
Als Sigismund und Wolfgang nämlich in Düsseldorf eine Zusammen¬
kunft hatten, um die Vermählung des jungen Psalzgrasen von Neu¬
burg mit Anna Sophia, der Tochter Johann Sigismunds, zu beraten,
geriet beim frohen Mahle der Kurfürst von Brandenburg in heftigen
Zorn, weil Wolsgang Wilhelm alles Jülichsche Land als Mitgift ver¬
langte, und er versetzte Wolsgang Wilhelm eine Ohrfeige, die die
gedachte Vermählung buchstäblich zerschlug. Wolfgang Wilhelm ver¬
mählte sich im November 1613 mit Magdalena, der Schwester des
Herzogs Mar von Bayern, trat zur katholischen Religion zurück und