Full text: Römische Geschichte in kürzerer Fassung

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Erste Periode, 753— 510 v. Chr. 
und höchsten Ansehns genoss. Dieser hielt es für nöthig, zuerst 
die Zustimmung der Götter einzuholen. Er bestieg daher die 
Burg des Capitols mit einem Augur, welcher, nachdem er mit 
dem Krummstab, dem Zeichen seiner Würde, die Regionen des 
Himmels abgegrenzt hatte, die Rechte auf das Haupt des Numa 
legend zu Vater Jupiter betete, dass er durch Sendung günstiger 
Zeichen innerhalb der abgegrenzten Region die getroffene Königs¬ 
wahl bestätigen möge. Jupiter schickte die erbetenen Zeichen, 
und nun übernahm Numa die Herrschaft, die er 43 Jahre lang 
führte, ohne dass während dieser ganzen Zeit der Friede und das 
Glück seiner Regierung je durch einen Angriff der Feinde oder 
durch irgend einen Unfall gestört wurde. 
Seine Regierungshandlungen waren demnach auch durchaus 
nur Werke des Friedens. Er vertheilte die durch die Kriege 
des Romulus gewonnenen Ländereien unter die besitzlosen Bürger 
und heiligte das Eigenthum, indem er ein Heiligthum des Gottes 
Terminus auf dem Capitol gründete und durch ein Gesetz Jeden 
für vogelfrei erklärte, der einen Grenzstein umpflügen würde. 
Auch stiftete er, um Treue und Glauben unter dem Volke zu 
sichern, einen priesterlichen Dienst der Göttin Fides mit der 
besondern Bestimmung, dass deren Priester das Opfer mit ver¬ 
hüllter Hand darbringen sollten. Ein weiteres Verdienst von ihm 
war es, dass er das Jahr besser ordnete, indem er es in 12 Mond¬ 
monate theilte und durch bestimmte Schaltmonate einen regel¬ 
mässigen Cyclus herstellte. Vor Allem aber war sein Absehen 
darauf gerichtet, durch religiöse Institutionen Gottesfurcht und 
Gehorsam in die Gemüther der Römer zu pflanzen. Er setzte 
daher das Collegium der Augurn ein, welche die Obliegenheit 
hatten, den Willen der Götter durch Beobachtung des Vogelflugs 
zu erforschen, und das Collegium der Pontifices, denen die Auf¬ 
sicht über das gesammte Religionswesen übertragen wurde; ferner 
stiftete er besondere Priesterämter für den Opferdienst, so das 
des Flamen Dialis für Jupiter, des Flamen Martialis für 
Mars, des Flamen Quirinalis für Quirinus; die Bewahrung des 
heiligen Feuers im Vestatempel, an welches der Fortbestand des 
Vaterlands geknüpft war, wurde den jungfräulichen Vestalinnen 
anvertraut; endlich errichtete er auch dem Janus ein Heiligthum. 
Dasselbe bestand in einem Doppelthor, welches am Fusse des
	        
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