Full text: Lehrbuch der alten Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten

109 
Rom gezogen, wo ftc bcn Sinn für Arbeit unb Sparsamkeit verloren. So 
war bic Stabtbcllölkcrung Roms eine verarmte, abhängige unb käufliche 
Masse, bic in bcn Komiticn bcn Ausschlag gab, bet bie besseren Bürger 
burch ganz Italien zerstreut waren unb zu ben Abstimmungen nicht nach 
Rom kommen konnten. 
Im Beginn bes Hannibalischcn Krieges verbot ein Gesetz ben Senatoren 
kaufmännische Geschäfte zu betreiben. Seitbem legten sich bie Opti¬ 
malen aus bcn Erwerb großer Plantagen (Latifunbien), kauften 
bie Güter bcr verarmten Bauern auf ober nötigten sie mit Gewalt zum 
Verkauf. Durch btc Einführung bes billigen überseeischen Gctrcibes würben 
auch bic Preise bes italischen Kornes gebrückt, bcr kleine Bauer konnte 
nicht bestehen. 
Die Großgrundbesitzer bewirtschafteten ihre Äcker mit 
Sklaven, bie infolge ber vielen Kriege massenhaft vorhanben waren. Auch 
kretische unb cilicifche Seeräuber raubten von ben Inseln unb Küsten 
Gricchcnlanbs unb Asiens bic Menschen, um sie auf bent Sklavenmarkt zu 
Delos feilzubieten, wo an einem Tage 10000 solcher Unglücklichen aus¬ 
geschifft unb sogleich verkauft würben. Ihre Herren ließen sie auch vielfach 
als Hanbwerker ausbilden, unb so kam cs, baß bie Sklaven sowohl in bcr 
Stabt als besonbers auf bem Laube bie freien Arbeiter verbräugteu, zumal 
ba sie nicht kriegspflichtig waren. Die Sklaverei erstickt bas Mitgefühl, 
verhärtet bas Herz befsen, bcr täglich bic grausame Behaubluug bcr Annen 
erblickt, unb erweckt bcn Glauben, baß Arbeit bcn freien Mann fchänbe. 
Mit ber Faulheit aber ziehen Laster aller Art ein. 
Die Sklaverei brachte auch direkt bem Staate viele Nachteile. Die 
römische Bürgerschaft nahm nämlich ab unb bic Kriegspflicht mußte 
ben Bunbcsgcnosseu aufgebürdet werben, bereu Stimmung 
gegen bie herrschende Stabt immer gereizter würbe. Aubererseits entliefen 
ober empörten sich bic Sklaven unb verbauben sich mit ben Hirten gegen 
ihre Herren. So tobte ein gefährlicher Sklavenkrieg 138—132 in Steilint 
unter Führung bes syrischen Sklaven Eunns, bcr steh „König Antiochus" nannte. 
Griechische Sprache, Kunst unb Litteratur bürgerten sich zwar in beit 
höheren Kreisen balb ein, wirkten üercbelitb unb spornten zur Nacheiferung an. 
Die Lustfpielbichter Plautus unb Terentius entnahmen ihre Stoffe ber 
griechischen Kornöbie, unb der berühmte Geschichtsschreiber Polybius, welcher 
in Rom als Frcunb bes Seipio Ämilianus heimisch würbe, schrieb bie Zeit 
ber brei finnischen Kriege in griechischer Sprache. Aber durch die viel¬ 
fachen Berührungen mit dem Orient nahmen Luxus und 
üppiges Leben überhand. Mit der Einfachheit der Sitten schwand 
der Glaube an die alten Götter, neue Kulte drangen ein und mit 
ihnen Aberglauben und sittlicher Unfug. Vergebens stellte sich der Censor 
Marcus Porcius Cato allen Neuerungen entgegen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.