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Rom gezogen, wo ftc bcn Sinn für Arbeit unb Sparsamkeit verloren. So
war bic Stabtbcllölkcrung Roms eine verarmte, abhängige unb käufliche
Masse, bic in bcn Komiticn bcn Ausschlag gab, bet bie besseren Bürger
burch ganz Italien zerstreut waren unb zu ben Abstimmungen nicht nach
Rom kommen konnten.
Im Beginn bes Hannibalischcn Krieges verbot ein Gesetz ben Senatoren
kaufmännische Geschäfte zu betreiben. Seitbem legten sich bie Opti¬
malen aus bcn Erwerb großer Plantagen (Latifunbien), kauften
bie Güter bcr verarmten Bauern auf ober nötigten sie mit Gewalt zum
Verkauf. Durch btc Einführung bes billigen überseeischen Gctrcibes würben
auch bic Preise bes italischen Kornes gebrückt, bcr kleine Bauer konnte
nicht bestehen.
Die Großgrundbesitzer bewirtschafteten ihre Äcker mit
Sklaven, bie infolge ber vielen Kriege massenhaft vorhanben waren. Auch
kretische unb cilicifche Seeräuber raubten von ben Inseln unb Küsten
Gricchcnlanbs unb Asiens bic Menschen, um sie auf bent Sklavenmarkt zu
Delos feilzubieten, wo an einem Tage 10000 solcher Unglücklichen aus¬
geschifft unb sogleich verkauft würben. Ihre Herren ließen sie auch vielfach
als Hanbwerker ausbilden, unb so kam cs, baß bie Sklaven sowohl in bcr
Stabt als besonbers auf bem Laube bie freien Arbeiter verbräugteu, zumal
ba sie nicht kriegspflichtig waren. Die Sklaverei erstickt bas Mitgefühl,
verhärtet bas Herz befsen, bcr täglich bic grausame Behaubluug bcr Annen
erblickt, unb erweckt bcn Glauben, baß Arbeit bcn freien Mann fchänbe.
Mit ber Faulheit aber ziehen Laster aller Art ein.
Die Sklaverei brachte auch direkt bem Staate viele Nachteile. Die
römische Bürgerschaft nahm nämlich ab unb bic Kriegspflicht mußte
ben Bunbcsgcnosseu aufgebürdet werben, bereu Stimmung
gegen bie herrschende Stabt immer gereizter würbe. Aubererseits entliefen
ober empörten sich bic Sklaven unb verbauben sich mit ben Hirten gegen
ihre Herren. So tobte ein gefährlicher Sklavenkrieg 138—132 in Steilint
unter Führung bes syrischen Sklaven Eunns, bcr steh „König Antiochus" nannte.
Griechische Sprache, Kunst unb Litteratur bürgerten sich zwar in beit
höheren Kreisen balb ein, wirkten üercbelitb unb spornten zur Nacheiferung an.
Die Lustfpielbichter Plautus unb Terentius entnahmen ihre Stoffe ber
griechischen Kornöbie, unb der berühmte Geschichtsschreiber Polybius, welcher
in Rom als Frcunb bes Seipio Ämilianus heimisch würbe, schrieb bie Zeit
ber brei finnischen Kriege in griechischer Sprache. Aber durch die viel¬
fachen Berührungen mit dem Orient nahmen Luxus und
üppiges Leben überhand. Mit der Einfachheit der Sitten schwand
der Glaube an die alten Götter, neue Kulte drangen ein und mit
ihnen Aberglauben und sittlicher Unfug. Vergebens stellte sich der Censor
Marcus Porcius Cato allen Neuerungen entgegen.