Full text: Lehrbuch der alten Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten

Mithradates VI., König von Pontus und dem bosporanischen Reiche 
in der Krim, der sein Geschlecht väterlicherseits von den Achämeniden, 
mütterlicherseits von den Selenciden herleitete, war ein Mann von seltener 
Körperkraft, Ausdauer und Energie, auch von hoher geistiger Begabung, 
denn er sprach die 22 Sprachen seiner Unterthanen, daneben aber von außer¬ 
ordentlicher Herrschsucht und wilder Grausamkeit. Er war der größte Feind 
der Römer seit Hannibal. Während des Bundesgenossenkrieges bemächtigte 
er sich Kleinasiens, überall als Befreier von dem verhaßten Joche der 88 
Römer begrüßt, ließ an einem Tage alle Römer in Asien töten, 
mindestens 80 000, und setzte nach Griechenland über, wo sich ihm Athen 
anschloß. Nun eilte Sulla vou Italien herbei, erstürmte die Stadt, die sich 
auf das äußerste verteidigte, nach langer Belagerung und besiegte zwei pontische 
Heere bei Chäronea (86) und Orchomenos (85), worauf er über den Helles- 
pont nach Asien übersetzte. Jetzt entschloß sich Mithradates zum Frieden 84 
von Dardanns; er gab seine Eroberungen und seine Flotte heraus und zahlte 
2000 Talente Kriegskosten. 
Sulla hatte diese milden Bedingungen gestellt, um gegen die Marianer 
freie Hand zu haben, die während des ersten Mithradatischen Krieges die 
Herrschaft in Italien gewonnen hatten. 
Nach der Einnahme Roms hatte Sulla es nicht gehindert, daß einer 
der Konsuln, Lucius Cornelius Ciuna, der demokratischen Partei angehörte. 
Dieser suchte die Sulpieischen Gesetze wiederherzustellen, wurde jedoch von 87 
seinem aristokratischen Kollegen in einem Straßenkampfe aus Rom vertrieben. 
Aber die Neubürger strömten ihm massenhaft zu, Marius kehrte aus der 
Verbannung heim und sammelte in Etrurien ein Heer von 6000 Sklaven 
und Gesindel aller Art. Die Demokraten oder „Marianer" erzwangen den 
Einzug in Rom und ächteten alle namhaften Optimaten. 5 Tage dauerte 
das grauenvolle Morden der Banden des Marius, bis einer der edelsten 
Führer der mariauischeu Partei, der Sabiner Quintus Sertorius, den größten 
Teil derselben niederhauen ließ. Für das Jahr 86 wurden Cinna und 
Marius Konsuln. Letzterer starb aber schon am 13. Tage seines (ihm 86 
prophezeiten) siebenten Konsulats. 
Nach dem Siege der Marianer wurden natürlich die Sulpieischen 
Gesetze erneuert, und die demokratische Partei, verstärkt durch die dankbaren 
Neubürger, herrschte während Mullas Abwesenheit in Italien. 
Im Frühjahr 83 landete Sulla in Bruudisium mit nur 40 000 Mann, 
wurde aber durch einige Abteilungen unter Quintus Metellus Pius, Marcus 
Ltctnms Erassus und Guäus Pompejus verstärkt. Es gelang ihm in diesem 
^ahre den Süden Italiens aus seine Seite zu ziehen, da er klüglich den Italikern 
24. Der erste Bürgerkrieg. 
	        
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