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dem Ormuzd wohlgefälliges Leben, wenn er Ackerbau, Jagd und Wahrhaftigkeit
hochhält, Lüge und Trägheit meidet. Die Sprache ihrer heiligen Schriften
ist das Zend, welches der ältesten Sprache der Inder, dem Sanskrit, nahe
verwandt ist. — Diese Jranier waren einem semitischen Volke, den Assyriern,
Unterthan, bis sich i. I. 714 die Meder unter ihrem Könige Dejoees 714
losrissen, welcher Ekbatana zur Hauptstadt seines Landes erhob. Mediens
Macht erstreckte sich bald über ganz Iran und reichte im Westen bis an den
Halys. Der assyrischen Herrschaft machten der medifche König Cyaxares
und Nabopolafsar von Babylon ein Ende, welche die feindliche Hauptstadt
Ninive am Tigris zerstörten. Seitdem gab es in Vorderasien drei bedeutende 606
Reiche: Lydien, Babylonien, Medien.
Die Lage der Dinge änderte sich aber vollständig, als i. I. 559 unter*
der Regierung des Astyages, des Sohnes des Cyaxares, die Perser unter
Führung des Cyrus sich erhoben und in der Entscheidungsschlacht bei
Pasargadä (in der Landschaft Persis) die Herrschaft der Meder an sich rissen.
Cyrus heiratete die Tochter des Astyages, der bald daraus starb. Die
Meder beschönigten ihre Unterwerfung, indem sie die Sage erfanden, daß
Cyrus ein Enkel ihres entthronten Königs gewesen sei.
Gegen die kräftigen und eroberungslustigen Perser rüstete Krösus,
der König von Lydien, nachdem er auf eine Anfrage vom delphischen Orakel
die scheinbar ermunternde Antwort erhalten hatte: „Wenn Krösus über den
Halys geht, wird er ein großes Reich zerstören." Gleichwohl sicherte er
sich vorsichtig den Beistand Babyloniens und Ägyptens und drang siegreich
in Persien vor, bis er bei Anbruch der kalten Jahreszeit seine Bundes¬
genossen entließ, da man im Orient im Winter nicht Krieg zu führen pflegte.
Da rückte Cyrus in einem Winterfeldzuge vor Sardes und nahm die Stadt. 548
Krösus wurde begnadigt und ein Freund des Cyrus.
In das Schicksal des lydischen Reiches wurden auch die Griechenstädte
Joniens verwickelt, die bis dahin in einer losen Abhängigkeit vom Krösus
gestanden hatten. Da sie vor dem Kampfe ein Zusammengehen mit Cyrus
verschmäht hatten, wurden sie der Reihe nach unterworfen. Die Einwohner
von Phocäa aber stachen in See und bewahrten sich durch Gründung von
Massilia in Gallien ihre Freiheit.
So hatte sich in Vorderasieu nur noch Babylon seine Selbständigkeit
bewahrt. Auch diese stärkste Festung Asiens siel 10 Jahre später, indem Cyrus 538
den Euphrat oberhalb der Stadt in einen See leitete und dadurch so seicht
machte, daß seine Truppen im Flußbette bei Nacht in die Stadt eindrangen.
Der König Nabonetus von Babylon beschloß seine Tage in der Gefangenschaft.
Mit dem Falle Babels empfingen die dort im Exil lebenden Juden, welche
von Nebukadnezar 586 unterworfen waren, ihre Freiheit und die Erlaubnis
zur Rückkehr nach Kanaan. Cyrus hoffte an ihnen treue Genossen gegen
Babylon und Ägypten zu haben, ein Bollwerk an den Grenzen seines Reiches.
Ünaat e, Lehrbuch der alten Geschichte. 9