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3G5 Tagen dieselbe Tageslange herrscht, daß Sonnen- und Mond¬
finsternisse entstehen und vorherberechnet werden können, und tausend
andere sehr wissenswürdige Dinge.
Durch die Betrachtung der Gestirne wurden aber die Phönizier
gleich andern alten Völkern auch zur Anbetung derselben, zum
Sternendienste, verleitet. Die Tausende von Sternen mögen
es wohl sein, dachten sie, die unserer Erde den Segen der Frucht¬
barkeit schenken. Von der Göttlichkeit der Sonne waren sie zum
voraus überzeugt; denn diese erleuchtet, erwärmt und belebt ja
sichtbar die Welt mit jeder neuen Morgenröte. Die Phönizier
beteten dieselbe unter dem Namen Baal oder Moloch an und er¬
richteten ihr eine eherne, hohle Bildsäule, die einen Ochsenkops hatte.
Diese wurde von unten glühend gemacht, daraus wurden ihr die
zum Opfer bestimmten Kinder in die Arme gelegt. Das Jammer¬
geschrei der armen Kleinen übertönte lärmendes Geräusch von Pauken
und Trommeln. Wohin die Phönizier kamen, verbreiteten sie die
schändlichsten Laster, die irrt Namen der Götter verübt wurden;
auch trieben sie als ein Hauptgeschäft einen ausgebreiteten Menschen¬
handel. Darum wartete ihrer ein baldiger Untergang, den schon
die Propheten vorhergesagt.
Die ölten Perser.
Iugendgeschichte des Kyrus.
Von der Geburt und Erziehung berühmter Männer erzählt die
Sage gewöhnlich immer Wunderbares und Auffallendes, als hätte
die Vorsehung schon dadurch die Menschen auf die wichtige Be¬
stimmung derselben ausmerksam machen und vorbereiten wollen.
Astyages, ber letzte König von Medien, sah in einem Traum
aus seiner Nachkommenschaft einen großen Baum hervorgehen, dessen
Schatten ganz Asien und auch ihn überdeckte. Er ließ die Traum¬
deuter, aus welche man hier viel hielt, nach Hofe kommen und er-