Full text: Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse

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VIII. Papli Gregor VII. und Kaiser Heinrich IV. 
1. Papst Gregor VH. und sein Streben. Er hieß früher 
Hildebrand und hatte von seinem Oheim eine sorgfältige Erziehung 
in einem Kloster erhalten. Als Priester leuchtete er in Rom durch 
Eifer, Strenge und Sittenreinheit hervor. Unter 5 Päpsten war er 
der vertraute Rathgeber. Seine Wahl zum Papste erfolgte auf einen 
Ruf aus der Volksmenge: „Hildebrand soll unser Bischof fein!" Mit 
starker Hand ergriff er die Zügel des Kirchenregiments. Er wollte die 
Kirche im Innern läutern und nach außen allmächtig machen. Mit 
Scharfsinn und unbeugsamer Festigkeit ging er seinen Weg und obsiegte 
endlich über alle Hindernisse. Er schuf das Kollegium der Kardi¬ 
näle, das den Papst zu wählen hat, verbot die Simonie, d. h. den 
Kauf und Verkauf geistlicher Stellen, führte den Cölibat, das ist die 
Ehelosigkeit der Priester, durch und beanspruchte das Recht der In¬ 
vestitur, d. H. der Belehnung von Bischöfen mit Ring und Stab 
(mit dem geistlichen Amte und dem weltlichen Bisthume). 
2. Kaiser Heinrich IV. hatte feinen Vater schon im 6. Jahre 
verloren, ©eine Mutter erzog den lebhaften Knaben mit zu viel Milde. 
Der Erzbischof' Hanno von Köln, der ihn auf ein Rheinfchiff locken 
und entführen ließ, wollte durch Strenge, ja Härte feinen Leichtsinn 
zügeln. Unter der Vormundschaft des Bischofs Adalbert von Bremen 
ließ man ihm allen Willen, ja verdarb ihn durch Schmeichelei und 
Sinnenlust. Als König wohnte er meist zu Goslar, behandelte aber 
seine sächsischen Unterthanen mit so großer Härte, dass sie sich endlich 
gegen ihn empörten, ihn zur Flucht nöthigten, seine Schlösser, besonders 
seine geliebte Harzburg, zerstörten und die Gebeine der ©einen in den 
Grüften schändeten. Mit Hülfe der Städte sammelte Heinrich ein Heer, 
schlug die Sachsen bei Langensalza und strafte sie mit großer Härte. 
3. Kaiich f zwischen Kaiser und Papst. Der Papst, welcher 
sich mit der Sonne, den Kaiser mit dem Monde verglich, ermahnte den 
Kaiser zur Mäßigung und gebot ihm, wegen Nichtachtung der päpst¬ 
lichen Anordnungen Buße zu thun. Der ergrimmte Kaiser ließ hieraus 
den Papst durch eine Versammlung von Bischöfen abfetzen und schrieb 
ihm: „Wir Heinrich, von Gottes Gnaden König, und alle Bischöfe 
sagen dir, dem falschen Mönch Hildebrand: Steige herab von dem an¬ 
gemaßten apostolischen Stuhle, steige herab!" Der Papst sprach hier¬ 
aus den Bannfluch über den Kaiser, schloss ihn damit ans aller kirch¬ 
lichen Gemeinschaft und entband Fürsten und Volker von dem Eide 
der Treue. Die Fürsten, welche Heinrich nicht liebten, drohten nun, 
einen andern König zu wählen, wenn er binnen Jahresfrist nicht vom 
Banne los sei. Da zog der verlassene Kaiser mit feiner treuen Gattin, 
einem 2jährigen Söhnlein und einigen Dienern im Winter über die
	        
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