Full text: Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse

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Zuerst erstiegen Gottfried und sein Bruder von einem Turme die 
Mauer. Ein Thor ward niedergerannt, die erste Ringmauer durch¬ 
brochen, der Wallgraben ausgefüllt, und hinein stürmten die rache¬ 
durstigen ^Schaaren mit dem Rufe: „Gott will es!" In grauenvoller 
Metzelei fielen 70,000 Türken; die Juden wurden in ihrer Synagoge 
verbrannt; bis an die Knöchel wateten die Sieger im Blute. Gott¬ 
fried aber ging barfuß im Büßergewande zum heil. Grabe und dankte 
Gott knieend für den Sieg. Da warf auch das Kriegsvolk die Waffen 
weg und zog barfuß unter Bußgesängen in die Grabeskirche. Man 
bot dem edlen Gottfried die Krone von Jerusalem an, er aber sprach: 
„Wie sollte ich an der Stelle eine goldene Krone tragen, wo mein 
Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat!" und nannte sich nur 
Beschützer des heil. Grabes. Nachdem er noch ein 7mal stärkeres Heer 
des Sultans von Aegypten besiegt, erlag er schon im nächsten Jahre 
den übermenschlichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte 
ihm als König von Jerusalem. 
6. Ausgang und Folgen der Kreuzzüge. Durch die Uneinig¬ 
keit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Ort 
nach dem andern wieder verloren. Und obgleich das Abendland in 
7 Kreuzzügen gegen 6 Millionen Menschen opferte, fo fiel doch nach 200 
Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina den Türken wieder in 
die Hände. Die Kreuzzüge sind indessen von wichtigen Folgen gewesen. 
Das Ansehen der Päpste und die Macht der Kirche wuchs ungemein. 
Viele Fürsten erweiterten ihre Hausmacht durch erledigte Lehen. 
Das Ritterthum entwickelte sich zur vollsten Blüte. Die Macht der 
Städte wuchs zusehends durch den lebhaften Handelsverkehr. Viele 
Leibeigene kauften sich los und der Bauernstand wurde freier. 
Die Völker traten sich näher; neue Länder, Pflanzen und Thiere 
wurden bekannt, fremde Sprachen studirt, die Werke der gelehrten 
Griechen und Araber durchforscht, den Malern und Dichtern neue Ge¬ 
genstände für ihre Kunst zugeführt. 
X. Friedrich I. Barbarossa. 1152—1190. 
1. Tie Hohenstaufen. Den schönsten Glanz gewann die deutsche 
Krone unter den 6 hohenstausischen Kaisern, die von der Burg 
Staufen in Schwaben stammten. Unter ihnen brach für deutsche 
Sitte, Poesie, Baukunst, Bildung und fröhliches Volksleben die schönste 
Zeit an. 
Unter dem ersten Hohenstaufen „Konrad III." kam bei der Be¬ 
lagerung von Weinsberg zwischen päpstlich und kaiserlich Gesinnten 
das Feldgeschrei: „Hie Wels, hie Waibling, in Italien Ghibelline!" 
auf, und die treuen Weiber sollen als ihr „bestes Gut" ihre Männer 
vor dem Zorne des Kaisers gerettet und Konrad das Wort gesprochen 
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