Full text: Grundriss der römischen Altertümer

§ 94. Die Flotte. 
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über bald unter dem Wasser liegenden Schnabel suchte man das 
gegnerische Schiff in den Grund zu bohren. Der Boden und die 
Seitenwände (latera) des Schiffes sind mit starken Bohlen, die mit¬ 
telst Rippen (costae) zusammengehalten werden, gedeckt. Das 
Hinterteil (puppis) ist abgerundet und höher als das Vorderteil 
(prora, frons). Über dem Schiffsräume liegt das Yerdeck (tabu- 
latum), in dessen Mitte der Mast (maliis) an Stützen (parastatae) 
befestigt ist. Am Mastbaume hängen die Raen {antennae, Segel¬ 
stangen) mit den Segeln (vela) aus grober Leinwand und mit 
Tauen (rudentes). Alle Kriegsschiffe hatten jedoch aufser den 
Segeln noch Ruderbänke (transtra); denn die ganze Bauart, sowie 
Ruderwerk und Takelage ist auf rasche Bewegung und leichte 
Wendbarkeit berechnet. 2s ach der Zahl der Ruderbänke sind die 
Schiffe navis actuariae (moneris Tac. hist. 5, 23: quae ordine sim- 
plici agebantur) oder biremes, welche zwei Ruderreihen (ordines) 
haben. Die gewöhnlichsten waren die Dreiruderer (triremes, ~p'-v 
pstc, Dreimaster, terno consurgens ordine remi, Verg. aen. 5, 
120), Yierruderer (quaclriremes) und Fünfruderer (quinqueremes, 
TcsviT-ps'c). Die Ruderlöcher, durch welche die Ruder hinausragten, 
standen im Quincunx übereinander, damit keines das andere 
störte, und je höher hinauf in den Reihen, desto länger natürlich 
die Ruder. An den inneren Seiten des Schiffsraumes hin liefen 
Gänge (fori), in welchen die Ruderer rückwärts sitzend, d. i. mit 
dem Rücken der prora zu, auf den Takt eines Taktschlägers 
(hortator, pausarius) oder eines Musikers (sympkoniacus) die Ruder 
schlugen. Jedes Ruder wurde nur von einem remex geführt. Die 
Trireme hatte in der obersten Reihe 31 , in den zwei unteren je 
27, also zusammen (2 • 31) -}- (4 • 27) = 170 Ruder, die Quin- 
quereme 300—400, der Zweimaster 100 Ruder. Ein solches 
Schiff legte bei günstigem Winde zehn römische Meilen in einer 
Stunde zurück1. Auf dem Hinterdeck lenkte der Steuermann 
(gubernator) das Steuer (gubernacula, Ti^oa/aa), das aus zwei grofsen 
Schaufelrudern bestand und mittelst des Griffes (clavus, vgl. cla- 
Yum teuere) gelenkt wurde. Bisweilen stand auf dem Vorderdeck 
ein Späher (proreta), welcher auf Klippen und sonstige Gefahren 
acht hatte und dem Steuermann Signale gab. Der Anker (ancora) 
wurde mittelst der Ankertaue (cincoralia), die um eine Winde 
liefen, hinabgelassen. Verzierungen an den Schiffen waren z. B. 
das aplastre (acpXasxa), eine aus Holz geschnitzte, helmartige Haube 
1 In Act. apost. 28, 13 kommen sieben Seemeilen auf eine Stunde.
	        
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