Falke: Der Tafelluxus der Römer tu der späteren Zeit. 217
Schauspieler traten in Komödien und Tragödien auf, Pantomimen führten
oft sehr schlüpfrige Scenen vor, zumal wenn Frauen nicht anwesend
waren. Es lag in all dieser Unterhaltung etwas Derbes und Gemachtes,
das wie der Ersatz des eigenen Mangels an Unterhaltungsgabe aussieht.
Das meiste fand aber auch erst statt, wenn die Speisen abgetragen waren
und die Gäste sich dem Trinken, jenem Symposion, Hingaben, das eben¬
falls ganz nach griechischer Weise mit einem Rex an der Spitze durchge¬
führt wurde.
Die Römer der Kaiserzeit aber mußten nach ihrer Art immer etwas
Außergewöhnliches haben, und so kamen ihnen auch in den Angelegen¬
heiten der Tafel und der Tafelfreuden ganz absonderliche Einfülle. Nero
z. B. ließ sich in seinem Goldenen Hanse zum Speisen einen Kuppelsaal
erbauen, der sich Tag und Nacht um seine Achse drehte, und Otho, Nero's
Günstling und Zech genösse, ließ bei einem Gastmahl, welches er seinem kaiser¬
lichen Herrn veranstaltete, plötzlich aus verschiedenen Teilen des Speisesaals
Röhren von Gold und Silber hervortreten, welche den kostbarsten Dust
in wohlriechenden Wässern ausstrahlten, die Gäste wie mit einem Regen
übergössen und den Fußboden überschwemmten. Nero ahmte das nach,
indem er in seinem Kuppelsaal die Decke sich öffnen ließ, um seine Gäste
mit einem Blumenregen zu überschütten.
Ein Gastmahl Neros ist es vermutlich auch, welches Petronius unter
dem erfundenen Namen eines Trimalchio beschreibt. Dieser Schlemmer
machte seinen Gästen lauter ungewöhnliche und überraschende Dinge vor,
wie sie gewiß damals vorkamen und sich des Beifalls erfreuten. Als
die Gäste sich gelagert hatten, kamen junge ägyptische Sklaven, ihnen
Hände und Füße mit Schneewasfer zu waschen. Zwei andere Sklaven
setzten zur Vorkost ein mit Schildkrot belegtes Plateau auf den Tifch,
in dessen Mitte ein eherner Esel stand. Der Esel hatte zu seinen Seiten
zwei silberne, mit weißen und schwarzen Oliven gefüllte Körbchen hängen;
auf seinem Rücken saß ein Silen, welcher aus einem Schlauche die beliebte
Sauce, das Garum, ergoß. Daneben lagen seine Würste auf silbernem
Rost, Pflaumen mit roten Granatkernen stellten die Kohlen vor, sie
warm zu halten. Ringsum gab es noch allerlei Gemüse, Schnecken und
Austern, und was sonst die Borkost verlangte. Wie die Gäste schon zu¬
gegriffen hatten je nach Gefallen, kam noch ein neuer kleiner Aufsatz und
wurde auf eine leere Stelle des ersteren gesetzt; es war eine Henne ans
Holz geschnitzt mit ausgebreiteten Flügeln, wie auf Eiern brütend. Es waren
auch Eier darunter, Pfaueneier, welche an die Gäste, zugleich mit silbernen
Löffeln, ausgeteilt wurden. Aber die Eier waren nur künstlich, und als
sie geöffnet waren, lag fchon ein Hühnchen darin, und das'Hühnchen
war eine fette Feigendroffel.
Während man dieses Gustatorium entfernte, kam hundertjähriger