Jäger: Die Schlacht bei Königgrätz. 1866. 279 
welche ihn zum Siege tragen sollte, und übernahm den Oberbefehl. Das 
Schicksal des Tages hing, ähnlich wie einst bei Belle-Allianee, von dem 
rechtzeitigen Eintreffen des Kronprinzen ab. 
Bis gegen zehn Uhr war der Kampf, wir reden zunächst vou dem¬ 
jenigen im Centrum, ein gewaltiger Artilleriekampf von nie erhörter 
Heftigkeit, ein ununterbrochenes Donnern aus Hunderten von Geschützen. 
Um diese Zeit war hier die österreichische Artillerie genötigt, zurückzugehen, 
und die preußische Infanterie ward vorgezogen, um die Bistritzübergänge 
zu erzwingen und weiterhin, wenn möglich., den Kern der österreichi¬ 
schen Stellung, Leipa-Ehlum, zu bewältigen. Heftig wird nun hier 
um die Bistritzdörfer — es sind von Süden nach Norden Mokrowous, 
Dohalitz, Sadowa — gestritten; sie kommen eins nach dem andern 
in preußische Hände. Aber hier endeten auch die Erfolge. Furchtbar 
war vor allem der Kampf um den Holawald, das Gehölz südöstlich vom 
Dorfe Sadowa; die Division Horn (Thüringer) kann nicht über dessen 
Südostrand hinausdringen, jenseits dessen die Höhe von Leipa, das Herz 
der feindlichen Stellung, ansteigt. So wird es Mittag, ohne daß ein 
wesentlicher Erfolg errungen ist; man kommt nicht vorwärts, und von 
Süden her, von der Elbarmee, ist noch keine unmittelbare Erleichterung 
zu erwarten. Deren Spitzen hatten um acht Uhr, nach fünfstündigem 
Marsch, Nechanitz erreicht, wo die einzige Brücke über die Bistritz führte; 
es dauerte lauge, bis ausreichende Truppen über diese eine Brücke herüber¬ 
kamen, und sie fanden genug zu thun, da die Sachsen eine sehr starke 
Stellung, die Dörfer Ober- und Niederprim und Problus, innehatten 
und wiederholte energische Ausfälle gegen die andringenden Feinde 
machten. Es sind heiße und drangvolle Stunden; am heißesten und drang¬ 
vollsten sür den linken Flügel der ersten Armee, welcher nahe daran ist, 
im furchtbaren Kampfe mit der Übermacht zu erliegen. Es ist die Divi¬ 
sion Fransecky, thüringische Regimenter, die, von dem Hauptheere ab- 
' gezweigt auswärts Sadowa über die Bistritz gegangen sind, um vou 
Norden her, über Benatek, Cistowes, Chlum — so folgert sich hier die 
Dörfer in einer Linie von Norden nach Süden — vorzudringen. Das 
erste dieser Dörfer, Benatek, wird schon gegen acht Uhr früh genommen 
oder ohne viel Widerstand besetzt, zwischen diesem und Cistowes liegt, 
nordöstlich von der Königgrätzer Chaussee, ein Wald, der Swiepwald; 
hinter Cistowes steigt die Höhe von Chlnm an; der Wald lag mithin 
unter dem Feuer der auf jener Höhe aufgereihten österreichischen Batterieen 
und war von österreichischen Jägern besetzt. Die Preußen treiben diese 
Jäger aus dem Walde, sie erreichen seinen südlichen Rand; dreimal 
stürmen sie gegen das etwas östlich vom Wald gelegene Maslowed, 
dreimal scheitert der Angriff an der Übermacht, welche sie in das Holz 
zurückwirft, auf welches alsbald wieder die Geschütze ihr Feuer richten.
	        
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