280 Neuere Zeit. 
"Hier sterben wir", hatte den Tapferen ihr Führer zugerufen, und schon 
sind die Bataillone auf die Hälfte geschmolzen, nachdem sie zwei Stunden 
m dieser Hölle sich gehalten; um elf Uhr dringen unter Siegesruf und 
mit schmetternder Musik die Österreicher von Westen her in den Wald, 
dessen Boden sich mit immer neuen Opfern bedeckt; doch gelingt es den 
Preußen, deu nordöstlichen Teil desselben noch zu behaupten. Zwischen 
zwölf und eins ist der gefährlichste Augenblick für die Preußen. Der 
kcunpf ist im Centrum bei Sadowa zum Stehen gekommen; schon hat 
sich der König entschließen müssen, zu den drei seit dem Morgen im 
Kampf begriffenen Divisionen die zwei noch in Reserve gehaltenen heran¬ 
zuziehen; man muß sich mit der Möglichkeit vertraut machen, die In¬ 
fanterie zurückzuziehen, die, immer wieder vorgehend, immer neue Opfer 
bringt, ohne doch Boden gegen den Feind zu gewinnen, der, im 
wesentlichen noch völlig nnerschüttert, feine ganze furchtbare Stellung, 
Prim, Leipa, Chlum bis zur Trotiuka, behauptet; 350 Geschütze, hinter 
denen noch unberührt zwei ganze Armeecorps stehen. Man mußte er¬ 
warten, daß Benedek ein Gedanke, der sich auch dem Laien aufdrängt — 
feine Übermacht benutze, um einen Angriffsstoß zu führen, der das ge¬ 
lichtete preußische Centrum vollends zertrümmern und durchbrechen soll; 
schon beginnt man für den äußersten Fall die Kavallerie der ersten Armee 
zusammenzuziehen. 
Aber die Gefahr war bereits vorüber. Etwa um zwölf Uhr er¬ 
warteten auf dem linken Flügel des Centrums die Truppen im Swiep- 
walde den entscheidenden Angriff, der den hart mitgenommenen ihren 
Wald vollends entreißen sollte, Franfecfh sah die Vorbereitungen, welche 
die Österreicher trafen; er sammelte feine Trümmer zu verzweifelter, 
letzter Verteidigung. Aber dieser Angriff unterblieb. Von einem hoher 
gelegenen Punkt der nordöstlichen Waldecke sah man Truppen in ge¬ 
schlossener Linie avancieren: es war Preußische Garde. Der Kronprinz 
war da. Um zwei Uhr brachte General Voigts-Rhetz, der Generalftabs- 
chef des Prinzen Friedrich Karl, von feinem Rekognoszierungsritt zurück- 
Ehrend, dem Könige die Nachricht, daß derselbe bereits im Kampfe stehe. 
Benedek hatte hier in der entscheidenden Schlacht den Fehler, der 
ihn bei dem ganzen Feldzuge verfolgte, wiederholt; er hatte den Kron¬ 
prinzen nicht genügend beachtet. Nach mühselig schwerem Marsche auf 
durchweichtem Boden, so wie einst Blüchers Preußen am Tage von 
Belle-Alliance — die Richtung gaben zwei einsame, weithin sichtbare 
Bäume auf der Höhe von Horenowes, zwischen Ratfchitz und Senates —, 
war die Armee des Kronprinzen, von fünf Uhr früh an in Bewegung, 
so weit herangekommen, um in das Gefecht eingreifen zu können. Die 
erste Gardedivision und das VI, Corps (Mutius) erreichten zuerst das 
Schlachtfeld. Benedek glaubte, mit dem Centrum fertig werden zu können,
	        
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