Janssen: Der schmalkaldische Krieg in Niederdeutschland. 37 
Kurfürsten dagegen „war alles unschlüssig, sorglos und lahm." Am 
24. April fand der Elbübergang bei Mühlberg statt. Johann Friedrich 
ließ sich mit zerstreuten Kräften im Felde betreffen. Während schon die 
kaiserlichen Geschütze zu spielen begannen, wohnte er noch einer Predigt 
bei und nahm nach derselben noch in Ruhe eine Mahlzeit ein. Obgleich 
Fürst eines Elblandes, habe Johann Friedrich, tadelte der Venetianer 
Mocenigo, von den Fnrten des Flusses feine Kunde gehabt; er habe dem 
Feinde den Fluß ohne ernsten Widerstand preisgegeben; selbst im Aus- 
bruch und auf der Flucht noch ohne Not gezögert: hätte er nur eine 
halbe Stunde früher den Rückzug begonnen, so würde ihn der Kaiser, 
nach der allgemeinen Ansicht, nicht mehr haben einholen können. 
Den Vorgang bei Mühlberg, sagt Willibald von Wirsberg, könne 
man keine rechte Schlacht nennen, nicht einmal ein Scharmützel; „es 
war eine Niederlage in einer schändlichen Flucht." Der Verlust des 
Kaisers belief sich auf etwa fünfzig Mann, diejenigen eingerechnet, welche 
später an ihren Wunden starben. Die Kurfürstlichen verloren alle Fahnen, 
auch das Hauptpanier ihres Kriegsherrn; über zweitausend Knechte und 
mehr als fünfhundert Reiter wurden von den Kaiserlichen niedergemetzelt; 
einundzwanzig Geschützstücke und sechshundert Wagen mit Pulver, 
Munition und Gepäck erbeutet. 
Karl begrüßte den Sieg über die Feinde mit den Worten: „Ich 
kam, sah, und Gott siegte." Einfach und würdig sagt er in seinen Auf¬ 
zeichnungen: „Auf die Kunde, daß der Herzog Johann Friedrich gefan¬ 
gen genommen, beauftragte der Kaiser den Herzog von Alba, denselben 
aufzusuchen, und der Herzog führte ihn herbei und stellte ihn dem Kaiser 
vor. Der Kaiser übergab ihn der wachsamen Obhut des genannten Her¬ 
zogs, und man. umgab ihn mit einer ausreichenden Anzahl Soldaten, 
um ihn in Sicherheit zu bringen." 
Der protestantische Kurfürst Joachim II. von Brandenburg sprach 
dem Kaiser am 28. April seine „besondere Freude und Glückwünschung" 
aus, daß er bei Mühlberg „die Feinde bis anss Haupt erlegt, den 
Hauptächter gefangen genommen habe." Joachims Hofprediger Agrieola 
feierte in Berlin einen Dankgottesdienst für den Sieg des Kaisers. Er 
pries in seiner Predigt, „daß Gott den Sachsen, den Feind, in die 
Hände kaiserlicher Majestät gegeben: wie Gott bei den Kindern Israel 
im roten Meere ein Wunder gethan, sie hindurch geführt, also hätte er 
jetzt mit dem srommen Kaiser auch gethan, ihn durch die Elbe geführt, 
damit er den Feind bekam." 
Der Kaiser hatte anfangs die Absicht, den gefangenen Kurfürsten 
als „einen Pflicht- und eidbrüchigen Rebellen, der die Strafe der be¬ 
leidigten Majestät verwirkt habe und in alle Strafen des Landfriedens¬ 
bruches gefallen sei, durch das Schwert vom Leben zum Tode führen zu
	        
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