40 Neuere Zeit. 
er an Butzer, „trennt sich von uns." Er war „bald wild, bald weich- 
mütig." Hatte es wirklich in seiner Absicht gelegen, eine Empörung des 
gemeinen Mannes gegen den Kaiser zu erwecken, so besorgte er jetzt, als 
er die Lage der Dinge in der Heimat näher kennen Jernte, eher einen 
Aufstand gegen sich selbst. Seine Unterthanen, klagte er dem Kurfürsten 
Johann Friedrich, seien dermaßen erschöpft, daß sie ihm „zur Unter¬ 
haltung neuen Kriegsvolkes weder etwas geben könnten, noch wollten." 
Er befinde „nicht geringen Unwillen und seltsame Praktiken bei denen 
vom Adel, die es gern auch weiter bei seinen Städten ins Werk richten 
wollten." „Wir hatten nicht so viel Geld, daß wir unsere Festungen 
erhalten mochten, und wäre das französische Geld nicht gekommen, so 
hätten wir die Knechte zeitlich müssen laufen lassen." Die süddeutschen 
Bundesgenossen schmähten ihn und bürdeten ihm die ganze Schuld des 
Kriegsunglückes aus. Die Niederlage und Gesangennehmung des Kur¬ 
fürsten schlug ihn vollends zu Boden. Schon früher hatte er wieder¬ 
holt, nicht in ehrlicher Absicht eines Friedens und einer dauernden Aus¬ 
söhnung mit dem Kaiser, sondern lediglich aus Not und in Hoffnung 
aus eine spätere bessere Gelegenheit zu neuem Kriege durch Vermittelung 
des Herzogs Moritz und des Kurfürsten von Brandenburg Ausgleichs¬ 
verhandlungen angeknüpft, jedoch die ihm vom Kaiser gesetzten Bedin¬ 
gungen : Überlieferung aller Festungen und Ergebung in Gnade und 
Ungnade, als allzu hart abgewiesen. Jetzt drängte die äußerste Not zu 
einem Entschluß. „Wo ich nur wüßte", äußerte er sich gegen Christoph 
von Ebeleben, einen vertrauten Rat des Herzog Moritz, „daß die Er¬ 
gebung in die Gnade und Ungnade des Kaisers nicht mehr auf sich haben 
sollte, als den Fußsall und die Abbitte, wie die anderen Fürsten selbe 
gethan, so wollte ich's nicht abschlagen"; er sei bereit, einige seiner 
Festungen zu schleifen und einen Teil des Geschützes auszuliefern. Im 
Lager vor Wittenberg ließ er durch Ebeleben den vermittelnden Fürsten 
diese seine so bedingte Einwilligung erklären. Joachim und Moritz 
trugen daraus hin dem Kaiser Philipps Unterwerfung auf Gnade und 
Ungnade, Schleifung feiner Festungen mit Ausnahme von Kassel und 
Ziegenhain und die Auslieferung des Geschützes an und begehrten eine 
genauere Bestimmung des Kaisers, wie weit sich der Artikel der Ungnade 
erstrecken solle. Karl bedeutete ihnen, er könne dem Landgrafen nicht 
trauen, er müsse ihn persönlich in feiner Gewalt haben. Auf ihre Ein¬ 
wendung, ein Fürst, der sich selbst übergebe, könne nicht gleich hart be¬ 
handelt werden wie einer, der mit den Waffen in der Hand gefangen 
genommen worden, erwiderte der Kaiser, auch Philipp, der jetzt gleich¬ 
zeitig von der Wetterau, von Nassau, von den Niederlanden durch Büren 
und durch die aus Sachsen anrückende Kriegsmacht bedroht werde, weiche 
nur der Gewalt, indem er Vertreibung und Verlust seines Landes
	        
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