Full text: Karten und Skizzen aus der allgemeinen Geschichte der letzten 100 Jahre (Bd. 4/5b)

© ( Mascara 
.-'Tripolis 
Marokko 
' H V" 
Barka / 
Tripolis 
Alexandria1 
1882 
Tidlkelt 
Tuat ° Insalah 
Wendekreis des Krebses 
li Haifa 1 
V e nj 
„ÄSuakinf' 
Timbuktu 
8t. Louis^ 
' MassauahA 
V 86 
(italienisch) 
■tuSF’"— 
* Abes- V 
%»nem 
Wadai i)arrur ^OmdurmaH 
! ® Kordofan 
Bathurst' 
Bornn 
Bagirmi 
Fnsehoda 
Dschibuti' 
(ßomaii Ldi v 
lSerbera j , 
^)stafriVa 
Sranöi \ / 
Brazzaville 
Deutsch- v /Mombasa 
Tibora C -1 
% Bagamojoci ^Sansibar 
«i Ostafrika dl 
O-,. Dar es SalaarA; 
${\ r \c, Belsrado 
» j 1 l y 0 
«eopoldril] 
yo Benguela 
Mossaraedes 
Tamatave, 
Deutsch- 
Windhoek 
liidwest-j 
/Äntanariw< 
Betschuana/' > ^ 
1884 // Z 
/^retori&y- 
KimberleVfaal~I\®) 
3 0**4,. 
Afrika 
;nzo Marquez 
[L«lägoa-B. 
X. Sululand 
apstadt 
:2> Ascension 
A. England ist 1815 aus den Kriegen reich an Macht und 
Ansehen hervorgegangen. (Kapland, Ceylon, indische 
Kolonien, Mauritius und Trinidad, Malta und Helgo- 
. land.) — Die Parlamente von Grofsbritannien und Irland 
sind seit 1801 vereinigt. — Es herrschten Georg III. 
1760/1820, — Georg IV. 1820/30, — Wilhelm IV. 1830/37, 
— Viktoria 1837/1901, — Eduard VII. 1901/ 
B. 1. Nach innen geht die Entwicklung auf Ausgleichung 
der Gegensätze und Förderung von Handel und 
Industrie. 
1829 Gleichstellung der Katholiken. (Testakte auf¬ 
gehoben.) Seitdem wachsende Bedeutung der 
Katholiken. (In England 1786 60 000 K. — 1835 
580000 K. — 1904 1650 000 K.) 
1830 Aufhebung der Sklaverei in den Kolonien. 
(Wilberforce.) 
1832 Wahlgesetz. (1867 u. 1884 weiter massenfreund- 
lich gestaltet.) Den rotten boroughs das Wahl¬ 
recht genommen und den grofs gewordenen 
Fabrikstädten gegeben. 
1837 Planmäfsige, auf gesetzlichem Boden sich be¬ 
wegende Bestrebungen in Irland gegen die Ver¬ 
bindung mit England. (O’Connel arbeitet für 
den Repeal, d. h. den Widerruf der Verbindung 
mit England.) 
1846 Korngesetze durch (den „grofsen abtrünnigen“ 
Tory) Robert Peel aufgehoben. — Freihandel. 
1850 Den Juden Zutritt in das Parlament zugestanden. 
(Rothschild.) 
1851 Wachsende Bedeutung von Handel u. Industrie. 
— Erste allgemeine Industrie-Ausstellung in 
London. — Die liberalen (Whig) Ministerien 
(Canning, Palmerston, Gladstone) zeitigen wider 
Willen die gröfseren Ansprüche der Iren (Fenier). 
Wachsende Erfolge derselben: 
1869 1. Die Abfindung der anglikanischen Kirche, die 
von den katholischen Iren unterstützt werden 
mufste (!), durch Gladstone erreicht. 
2. Die Landpacht von den Pächtern auf Parnells 
Anregung grundsätzlich verweigert, (Land¬ 
liga) da der Boden eigentlich den irischen 
Pächtern und nicht den 10 000 Landlords ge¬ 
höre. Der englische Pächter Boykott. (Daher 
boykotten = Verkehr abbrechen.) Die Pacht¬ 
bestimmungen werden endlich gemildert. 
3. Selbstregierung Irlands (Home rule) jetzt 
das letzte Ziel der infolge von Geschichte, 
Sprache und Religion den Engländern wider¬ 
strebenden Fenier. Ihre Gegenpartei die 
Unionisten. 
Die vorwiegende Pflege des Erwerbs hat un¬ 
geheueren Reichtum, aber auch Massenarmut 
gebracht. Das Verdrängen der Iren nach Amerika 
hat sie hier erstarken und den Engländern 
vielfach noch unbequemer werden lassen. 
2. Nach aufsen. 
a) Europa. Die unzulängliche Landmacht (Krimkrieg) 
nötigt England, welches anfänglich überall volks¬ 
tümliche Bewegungen unterstützte (Griechenland, 
Italien, Schweiz), mehr und mehr, allen Kämpfen 
in Europa aus dem. Weg zu gehen. (Pontusfrage 
1871.) Weder Polen (1863), noch Dänemark (1864), 
noch Belgien (1870) fanden Hülfe. Dieser Politik 
entsprechend wird Hannover aufgegeben (1837), 
ebenso die Jonischen Inseln (1863), auch Helgo¬ 
land (1890). ’ 6 
b) In Amerika wird der Besitzstand durch eine 
Staatskunst erhalten, die klug die Interessen der 
Kolonisten schont und namentlich in neuester 
Zeit jedem Streit mit den Vereinigten Staaten 
(Monroe-Doktrin) vorsichtig ausweicht. (Alabama¬ 
frage, San-Juanfrage, Fischerei im Behringsmeer.) 
— In Australien wird der umfassende und nicht 
angefochtene Bestand durch dieselben Mittel er¬ 
halten. (Verbrecherkolonie aufgegeben, Selbst¬ 
verwaltung, Wolleproduktion im Mutterlande ver¬ 
wertet u. a. m.) 
c) In Afrika dagegen entwickelt England eine 
gewaltige Energie. Sein Ziel ist, möglichst alles 
brauchbare Land allein zu besitzen. — 1873 be¬ 
kriegt Wolseley die Aschanti und sichert eben¬ 
falls das Nigergebiet. — Die Erwerbungen im 
Süden (Kapland 1815, Port Natal 1835) sollen 
1877 um Transvaal erweitert werden und führen, 
als dieses sich frei macht, 1884 wenigstens zur 
Aneignung von Brit. Betschuanaland (Diamanten 
in Kimberley) und 1879 zur Unterwerfung des 
Küstenstrichs bis zur portugiesischen Delagoabai. 
(Prinz Ludw. Napoleon f im Kampfe mit Cetewajo.) 
— In Ägypten erwirbt England vom verschuldeten 
Khedive 1875 die Suezaktien und vollzieht dann 
im Kampfe gegen Arabi Pascha 1882 die Besetzung 
des ganzen Landes. Als Ober-Ägypten nicht 
mehr zu behaupten, (Gordon f in Chartum 1885) 
beschränkt man sich bis 1898 auf das Festhalten 
von Wadi-Haifa und Suakim und überläfst des 
weiteren die Bedrohung des Mahdi von der Seite 
den befreundeten Italienern. (Massauah 1886 be¬ 
setzt.) Südlicher wird der obere weifse Nil von 
Brit. Ostafrika aus im Auge behalten. — England 
hat jetzt in Afrika vielleicht den ausgedehntesten, 
jedenfalls aber wertvollsten, auch mit Frankreich 
1899 und 1905 geregelten Besitz; dabei sucht es 
die grofsen Ströme und im Osten sogar eine 
Bahnverbindung von Alexandria bis zur Kapstadt! 
Die bisher unabhängigen Republiken Transvaal 
und den Oranje-Freistaat, die mit ihren Gold¬ 
feldern besonders begehrt wurden, unterwirft es 
1900. — Frankreich überläfst den Engländern seine 
Ansprüche auf Ägypten 1905. 
d) Asien. Das äufserst ertragreiche Indien, dessen 
Bezwingung 1858 vollendet, wird nach innen 
durch eine bedeutende Armee und ein kluges 
Regiment beherrscht, welches Menschlichkeit, 
Wohlstand und Bildung fördert. Zunehmende 
Selbstverwaltung. — Auch der 1875 gegebene 
Kaisertitel wirkt versöhnend. — Rufsland gegen¬ 
über, das unaufhörlich näher rückt und bereits 
Merw besetzt und Pamir erreicht hat, werden 
starke Befestigungen angelegt. Afghanistan wird 
1879 „Pufferstaat“. In Hinterindien treten in 
steigendem Mafse französische Interessen in Mit¬ 
bewerb (1879). — Perim (1855), Singapore (1819), 
Hongkong (1841) sind für Kriegszwecke und 
kaufmännisch wichtige Punkte. 
C. England beherrscht mit seinen Flotten fast alle 
Meere. Seine Klugheit, Zähigkeit und seine Kapital¬ 
macht äufsern sich neuerdings am auffälligsten in 
Afrika. 
Englands neueste Geschichte. — England gegenüber Frankreich in Afrika. 
Nr. 16. 
Die Aufsehliefsung und Aufteilung Afrikas. 
Afrika, einst der dunkelste Erdteil, fast un¬ 
zugänglich nicht blofs infolge der geringen 
Gliederung, sondern nicht minder auch durch die 
vorgelagerten mohammedanischen Staaten und 
die an diese sich anschliefsende Sahara, hatte 
lange Zeit nur wegen der Zwischenstationen 
nach Indien, namentlich am Kaplande, eine etwas 
gröfsere Beachtung gefunden. (Kapland 1798 
62000 E.) Erst Napoleons Zug (1798/99) machte 
die politische und wissenschaftliche Welt auf 
den Wert anderer afrikanischen Gebiete auf¬ 
merksam. Dazu kam in der Mitte des 19. Jahrh. 
die Tätigkeit der Missionare. Der hervor¬ 
ragendste derselben, zugleich ein Forscher, war 
Livingstone. Durch ihn und durch die, welche 
ihn suchten, als er bei der Ermittelung der 
oTel :el Kebir 
üiro ] 1882 
Aequator 
St. Helena 
Wendekreis des Steinbocks 
dH Englisch bezw. engl. Machtbereich. 
I 1 Französisch. 
C I Portugiesisch. 
f~ I Deutsch. 
RcxJrfgiiez 
Wasserscheide von Kongo, Sambesi und Nil verschwunden 
zu sein schien, (Stanley) verbreitete sich rasch die Kunde von 
der Beschaffenheit des inneren, dichtbevölkerten Afrika, von 
seinen schneebedeckten Bergen (Krapf und Rebmann), seinen 
gewaltigen Binnenseen, dem Wasserreichtum der Nilquellen 
und der grofsen, schiffbaren, zum Kongo gehörenden Ströme. 
Eine allgemeine koloniale Bewegung war die Folge der 
Entdeckungen. Allen voran gründete der König Leopold von 
Belgien den neutralen Kongostaat. (Anerkannt 1884.) Rasch 
auch erwarb Frankreich ein grofses Kongogebiet (de Brazza) 
und bemühte sich äufserst eifrig, dieses nicht blofs mit 
Senegambien und Algerien in Verbindung zu bringen, sondern 
sogar bis an den Nil auszudehnen. Mufste es nun auch 1899 
Faschoda wieder aufgeben, so konnte es doch 1900 (Buren¬ 
krieg) an der Eroberung der Tuatoasen und der Umklamme¬ 
rung Marokkos nicht mehr gehindert werden, und eine Sahara¬ 
bahn nach Timbuktu soll den französischen Besitz noch 
einheitlicher machen. — Am rücksichtslosesten erweiterte 
England seinen afrikanischen Besitz; es bemächtigte sich 1882 
Ägyptens, eroberte 1898 das ganze weitere Nilgebiet, schlofs 
dies an das britische Ostafrika und Sansibar an (die kost¬ 
spielige Ugandabahn von Mombasa aus) und suchte endlich 
selbst von Kapstadt bis zum Nil den Landbesitz zu einem 
ununterbrochenen zu machen. (1900 Unterwerfung der Buren.) 
— Den Deutschen, die für die Erschliefsung Afrikas so viel 
getan, sind nur einige, nicht gerade wertlose, aber doch 
wenig zugängliche und darum minder beachtete Reste Afrikas 
zugefallen. Sie hatten und haben dabei mit dem steten Ent¬ 
gegenarbeiten Englands zu rechnen. Dafs Deutsch-Ostafrika 
in Verbindung mit dem Kongostaat den Zusammenschlufs des 
englischen Besitzes im Osten unmöglich macht, ist den Eng¬ 
ländern noch besonders verdriefslich. — 
Frankreich, das angesichts seiner grofsen Küstenausdeh¬ 
nung ein entsprechendes Interesse an überseeischen Ländern 
besitzt, hat sich immer wieder zu Händeln mit Italien und ’ 
Deutschland verleiten lassen, hier an seiner Ostgrenze seine 
ganze Kraft eingesetzt und darum draufsen so viel an 
das klügere England verloren. So 
1755/63 Kanada und Louisiana. (Siebenjähriger Krieg.) 
1798/99 Malta, Ägypten und — Indien. 
1875 u. 1882 die neu errungene Stellung in Ägypten. 
(Suezkanal.) 
Die natürliche Atisdebnung, bei der Deutschland nicht hindert, 
weist Frankreich namentlich auf Afrika hin. Hier gewann es 
1830/47 Algerien (Bugeaud gegen Abd-el-Kader), 
1881 Tunis, 
1893/95 Madagaskar; dazu die ungeheueren Besitzungen 
im Nordwestl. Afrika, die ihm vielleicht noch den 
Besitz Marokkos und damit den Schlüssel zum 
Mittelmeer einbringen. 
Frankreich ist in Afrika, wie Rufsland in Asien, der eigent¬ 
liche und starke Nebenbuhler Englands. Deutschland hätte 
in beiden Erdteilen an sich eine mehr vermittelnde Stellung. 
Die Verstimmung Englands aber über Deutschlands wirt¬ 
schaftliche Entwicklung und die Unfähigkeit der Franzosen, 
sich in die Folgen des letzten deutsch-französischen Krieges 
zu finden, führten zu einer Verschiebung der Verhältnisse. 
Im wesentlichen ist es nur die gemeinsame Abneigung gegen 
Deutschland, welche die alten Gegner vereinigt hat.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.