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Der nordamerikanische Freiheitskampf 1773/83.
Napoleon in Ägypten.
England und Frankreich in Ostindien,
Nr. 2.
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englischen Schiffen nach Frankreich zurück,
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A. England zog zur Deckung der im 7jährigen Kolonialkriege (1755/63)
entstandenen Schulden ungefragt die 13 amerikanischen Kolonien
heran, indem es
a. 1765 eine (direkte) Stempelsteuer ausschrieb (1766 wieder zurück¬
gezogen),
b. 1767 eine (indirekte, also minder fühlbare) Steuer auf Tliee, Glas,
Papier und Malerfarben legte (1770 aufgegeben, Pitt),
c. 1773 nur die unbedeutende Steuer auf Thee bestehen liefs, das
Prinzip seines Besteuerungsrechtes zu wahren.
Theekisten bei Boston ins Meer, — Hafensperre.
1774 Als Antwort bricht der 1. Congrefs zu Philadelphia alle Ge¬
schäfte mit England ab.
B. Der Übergang zur Gewalt.
a. Vorbereitende Ereignisse.
1775 Waffensammlungen in Concord und Konfiskation. — Bunkershill.
Trotz seines Sieges räumt Howe Boston und macht Neu-York
zum Mittelpunkt der englischen Operationen.
1776 4/7 Die Kolonisten erklären sich im 2. Kongrefs zu Philadelphia
unter dem begeisterten Beifall Europas für unabhängig. (Der
Gedanke findet Geltung: „Ein Yolk ist gegen ungerechte
Mafsregeln der Regierung zum gewaltsamen Widerstande be¬
rechtigt.“ — Lafayette und Rochambeau, Steuben und Kalb,
Kosciusko u. a.)
b. Der Krieg. Unter wiederholten Rückschlägen 3 grofse Erfolge der
Amerikaner.
1776 25/12 1. Washington überschreitet den Delaware und wirft die
sorglosen Hessen auf Neu-York zurück ^bei Trenton, darnach
bei Princetown).
1777 2. Die vom Norden. (Montreal) unter Bourgoyne kommenden
Feinde werden durch Gates zur Kapitulation genötigt. (7000 M.)
Frankreich hilft jetzt in wachsendem Mafse, anfangs mit Geld,
dann mit Schiffen, zuletzt mit Tiuippen.
1781 3. Die Engländer verlegen den Krieg nach dem mehr roya-
listischen Süden. Hier geht Cornwallis von Charleston aus
nordwärts vor, wird indes nach anfänglichen Erfolgen auf
Yorktown zurückgedrängt und endlich von den Amerikanern
und Franzosen (Washington und Lafayette) mit 7000 M.
zur Kapitulation genötigt.
1779 Die Feinde Englands mehren sich (Spanien und Holland),
1781 u. 82 der Kriegsschauplatz wird gröfser (Menorka, Doggersbank,
Jamaika, Gibraltar).
1783 Um so leichter erhalten die Vereinigten Staaten zu Versailles
die Unabhängigkeit zugestanden.
C. Die Vereinigten Staaten richten sich ein, indem sie manchen For¬
derungen der neuen Zeit als die ersten Gestalt geben (1787). Präsident
und Congrefs (Senat und Repräsentantenhaus). Allgemeines Wahlrecht.
Geschworengerichte. Trennung von Justiz und Verwaltung. Religions¬
freiheit. Der Präsident besetzt alle Ämter und mit seinem Abtreten
werden dieselben wieder frei. — England sucht und findet reichste
Entschädigung in Indien. — Frankreich begeistert sich für die ameri¬
kanischen Staatseinrichtungen und für die allgemeinen, unveräußer¬
lichen Menschenrechte. Über die Folgen s. die französische Revolution.
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Napoleons Zug nach Ägypten 1798/99.
A. Napoleon, den die Direktoren von Frankreich
fern wünschen, will Ägypten erobern und von
da aus Indien zum Aufstande bringen.
B. Dem Admiral Nelson entgangen, landet er bei
Abukir, siegt bei den Pyramiden (Gizeh) und
richtet in Kairo eine europäische Verwaltung
ein. Da dieselbe sich aber im wesentlichen in
einer unerträglichen Steuerbelastung äufsert,
entsteht in Kairo ein nur mit furchtbarster
Gewalt bezwungener Aufstand (21/10 98). Dann
zieht Napoleon, dessen Flotte inzwischen bei
Abukir vernichtet ist, während Degaix (und
viele Gelehrte mit ihm) nach Ober-Ägypten
marschiert, über Gaza nach Akkon (Jean d’Acre),
um „Europa von hinten zu fassen“. Der Mifs-
erfolg vor dieser Feste und die Pest führen
ihn-nach Kairo zurück. Nach dem glänzenden
Landsiege bei Abukir kehrt er mit 2 Fregatten
nach Frankreich heim.
C. Napoleon hat die 2. Staffel seines Ruhmes er¬
stiegen, Ägypten für das Abendland neu er¬
schlossen und den Engländern zur Ausbreitung
ihrer indischen Macht eine gründliche An-
Frankreich in Hintertadien.
Früher hatten England und Frankreich sich in den Kolonien nur
bekämpft. Als aber (1858 und 60) der chinesische Krieg das Interesse der
beiden Mächte vorübergehend zusammenführte, und England zudem noch
mit der Beruhigung Vorderindiens beschäftigt war, bemächtigte sich Frank¬
reich 1859 („wegen der Christenverfolguiigen“) der grofsen, freilich unge¬
sunden, aber durch den Reishandel bedeutsamen Stadt Saigun. — Die
kolonialen Absichten, denen auch der 1859 begonnene (uiid 1869 beendet^)
Suezkanal galt, fanden aber nach 1868 in Frankreich geringeren Beifall, als
anderweitige Verdriefslichkeiten (Mexico, Preufsens Emporkommen, deutsch¬
französischer Krieg) die Behauptung überseeischer Besitzungen minder
begehrenswert machten. — Seit 1883
Wird indes das französische Gebiet in
Hinterindien wieder ununterbrochen
weiter nach Norden ausgedehnt. Es
zählt jetzt auf 8000 □ Meilen 19 Mill.
Einwohner und grenzt bereits an da»
der Engländer und Chinesen.
Gizeh C
21/7 98
Unmittelbarer englischer
Besitz.
Schutzstaaten der Eng¬
länder.
Französischer Besitz.
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A. Die 1600 von Elisabeth mit den wertvollsten Privilegien und zwar politischen (Truppen¬
aushebung, Münzrecht), merkantilen (Salzmonopol, Opiummonopol) und anderen ausge¬
stattete Englische ostindische Handelskompanie hatte im Kampfe um den Besitz Indiens
folgende Gegner :
1. Das von Akbar (1579) und Aureng-Zeyb (f 1707) zu hoher Blüte gebrachte und seit dem
Eroberungszuge Nadir Schahs (1739) sich auflösende Reich des Orofsmoguls in Delhi.
2. Die Portugiesen, denen Albuquerque das bald so blühende Goa zur Hauptstadt d«>s
VicekÖnigreiches gemacht hatte (damals 200 000 E., jetzt 10 000 E.). Ihre Macht schwand
indes vor derjenigen der Holländer, seitdem Philipp II. Portugal mit Spanien vereinigte
(1580) und die abgefallenen Holländer von Lissabon vertrieb.
3. Die Holländer bewarben sich namentlich um die Inseln (Java, Amboina, Qeylon); sie
verloren den Besitz teilweise, sobald Holland sich den Franzosen näherte und batavische
Republik wurde (1795).
4. Die Franzosen bemühten sich ebenso eifrig und ebenso aussichtsvoll, wie die Engländer,
um'Vorderindien. Desgleichen gingen sie, wie diese, von 3 Punkten aus, um das Gansie
zu gewinnen (Mahe, Pondichery, Chandernagor). Sie zogen den kürzeren, da sie gleich¬
zeitig anderweitig schwerste Kriege führten (Siebenjähriger Krieg, Amerikanischer
Unabhängigkeitskrieg, Napoleonische Kriege).
Die Ausgangspunkte der Engländer waren (seit 1640) Bombay, Madras und Hugli
(bei Cälcutta).
B. Die Engländer begründen ihre Macht gegen _
1. Franzosen und Eingeborene unter
a. dem unternehmenden und tapfern Lord Clive (besonders thätig in
Karnatik und Bengalen; das Verbrechen in der Schwarzen Höhle
vergilt Clive durch den Sieg bei Palassi 1757),
b. dem harten, energischen Warren Hastings (gegen den Nizam, die
Maharatten und besonders gegen Mysore, das sich auf die fran¬
zösischen Festen Mahe und Pondichery stützen konnte). Friede
von Mangalore 1784,
c. dem später als Wellington so berühmt gewordenen Wellesley.
(Seringapatnam genommen 1799. Scindia und Berar bezwungen.
Napoleon in Ägypten.)
2 Immer umfassender und rascher folgen in diesem Jahrhundert die
Erwerbungen der Kompanie.
1818 Die Maharatten bezwungen von Gwalior bis Diu.
1826 Aracan und Tanasserim dem Kaisertum Birma abgenommen
(Reishäfen).
1842 Afghanistan, der Schutzwall gegen Rufsland, kommt unter eng¬
lischen Einflufs, endgültig 1879 (auch Hongkong).
1845 Die kriegerischen Sikhs um Lahore unterworfen. 1849 das
ganze Pandschab.
. 1852 Pegu. Durch den Besitz der Irawaddimündung beherrscht
England fast den ganzen Reishandel.
1854 Nagpur — Berar — Tanjore erworben.
1857 Das reich entwickelte, äufserst bevölkerte Audh einverleibt.
3. Die mafslos rasche Ausdehnung des englischen Besitzes, die hoch¬
mütige und brutale Behandlung der Inder, die finanzielle Ausbeutung
und die Verletzung der religiösen Gefühle führen, 100 Jahre nach
der Schlacht von Palassi,
1857 zu einem gewaltigen Aufstande der muhamedanischen und
buddhaistischen Inder, der um so gefährlicher wird, als unter
den 250 000 Soldaten (Sipahis) nur 30 000 Europäer sind und
treu bleiben. (Dazu die Sikhs.)
C. 1858 Der Aufstand wird tapfer und herzlos bezwungen, die ost¬
indische Kompanie aber aufgelöst (2/8 58) und das ganze weite, 200
Millionen Einwohner zählende Land von der Königin, seit 1875 Kaiserin,
durch einen Statthalter regiert. Alle Inder, auch die Fürsten, sind
jetzt gleichberechtigte Unterthanen der Kaiserin. Die Truppen der
Kaiserin vereidigt, ebenso die Beamten. Glaubensfreiheit. Selbstver¬
waltung. Aufschwung des Landes durch Schulen, Eisenbahnen u. a. —
Aufhebung der Monopole.
England sichert jetzt den wertvollen Besitz, der ihm schon 1858
jährlich 100 000 000 M. zuführte und Handel und Industrie äufsetst
glücklich befruchtete, durch ein weises und billiges Regiment, durch
eine starke, einheimische Armee und durch Befestigung der Grenzen
im N. und N.-W., selbst in dem neutralen Pamir. Der Einflufs in
Afghanistan und die Schutzherrschaft über Beludschistan bezwecken
die gleiche Sicherung. — Die immer näher heranrückenden und bereits
bis an den Amu vorgedrungenen Russen werden nicht so leicht die
Engländer aus dem indischen Besitz vertreiben.
In Hinterindien wiederholt sich jetzt die Nebe'nbuhlerschaft der
Franzosen, wie dieselbe im vorigen Jahrhundert in Vorderindien sich
entwickelte. Birma haben die Engländer neuerdings ganz an sich
gerissen. Der „Pufferstaat“ Siam schrumpft durch die Eroberungslust
der Franzosen immer mehr zusammen. — Die Engländer sind demnach
in Indien, dessen Besitz ihnen so unschätzbar ist, zwischen denselben
begehrlichen Gegnern eingekeilt, wie wir Deutschen in Europa, zwischen
den Russen und Franzosen.