Full text: Der erste Unterricht in der deutschen Geschichte (Vorstufe)

27. Die Verhandlungen zu Nikolsburg. 
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Es gelang mir, ihn zu überzeugen, daß es sich für ihn nicht um 
Konservativ oder Liberal in dieser oder jener Schattierung, sondern um 
Königliches Regiment oder Parlamentsherrschaft handle, und daß die letztere 
unbedingt und auch durch eine Periode der Diktatur abzuwenden sei. Ich 
sagte: „In dieser Lage werde ich, selbst wenn Eure Majestät mir Dinge 5 
befehlen sollten, die ich nicht für richtig hielte. Ihnen zwar diese meine 
Meinung offen entwickeln, aber wenn Sie aus der Ihrigen schließlich be¬ 
harren, lieber mit dem Könige untergehn, als Eure Majestät im Kampfe 
mit der Parlamentsherrschaft im Stiche lassen." Diese Auffassung war 
damals durchaus lebendig und maßgebend in mir, weil ich die Negation und 10 
die Phrase der damaligen Opposition für politisch verderblich hielt im An¬ 
gesicht der nationalen Aufgaben Preußens, und weil ich für Wilhelm I. per¬ 
sönlich so starke Gefühle der Hingebung und Anhänglichkeit hegte, daß mir 
der Gedanke, in Gemeinschaft mit ihm zugrunde zu gehn, als ein nach Um¬ 
stünden natürlicher und sympathischer Abschluß des Lebens erschien. 15 
Der König zerriß das Programm und war im Begriff, die Stücke 
von der Brücke in die trockne Schlucht im Park zu werfen, als ich daran 
erinnerte, daß diese Papiere mit der bekannten Handschrift in sehr unrechte 
Hände geraten könnten. Er fand, daß ich Recht hätte, steckte die Stücke in 
die Tasche, um sie dem Feuer zu übergeben, und vollzog an demselben Tage 20 
meine Ernennung zum Staatsminister und Vorsitzenden des Staatsmini¬ 
steriums, die am 23. veröffentlicht wurde. Bismarck. 
27. Die Verhandlungen zu Nikolsburg. 
$)sm 23. Juli fand unter dem Vorsitze des Königs ein Kriegsrat statt, in 
^ dem beschlossen werden sollte, ob unter den gebotenen Bedingungen 25 
Friede zu machen oder der Krieg fortzusetzen sei. Eine schmerzhafte Krank¬ 
heit, an der ich litt, machte es notwendig, die Beratung in meinem Zimmer 
zu halten. Ich war dabei der einzige Zivilist in Uniform. Ich trug meine 
Überzeugung dahin vor, daß auf die österreichischen Bedingungen der Friede 
geschlossen werden müsse, blieb aber damit allein; der König trat der mili-30 
tärischen Mehrheit bei. Meine Nerven widerstanden den mich Tag und 
Nacht ergreifenden Eindrücken nicht; ich stand schweigend auf, ging in mein 
anstoßendes Schlafzimmer und wurde dort von einem heftigen Weinkrampf 
befallen. Während desselben horte ich, wie im Nebenzimmer der Kriegsrat 
aufbrach. Ich machte mich nun an die Arbeit, die Gründe zu Papier zu 35 
bringen, die m. E. für den Friedensschluß sprachen, und bat den König, 
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