Full text: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen

berg. In seinem Hauptquartiere, fanden sich die drei Monarchen 
ein, deren Truppen in allen drei Heeren durch einander gemischt 
waren. 
Die Seele des Krieges war aber nicht Schwarzenberg, son¬ 
dern Blücher, dieser Inbegriff eines zornigen deutschen Mannes. 
Gebhard Leberecht v. Blücher war in Rostock ge¬ 
boren, entstammte aber einem alten pommerischen Adelsgeschlechte. 
Bei einem Aufenthalt auf Rügen, der Heimat Arndts, sah er 
ein schwedisches Hnsaren-Regiment. Ähnlich dem jungen Parzival 
der mittelalterlichen Sage konnte er den Eindruck dieses Erleb¬ 
nisses nicht bezwingen. Mit seinem Bruder entweichend, trat er 
als Freiwilliger in dasselbe Regiment ein. Preußische Reiter 
nahmen ihn gefangen, und ihr Führer, General Belling, erkannte, 
was in dem Jüngling schlummerte. Er nahm ihn zum Adju¬ 
tanten; ihm hatte Blücher seine militärische Ausbildung zu dan¬ 
ken. Nachdem er sich wiederholt ausgezeichnet, bat er infolge 
einer Zurücksetzung den großen König in schroffer Form um 
feinen Abschied. Friedrich gab ihm Arrest, bis er sich eines 
andern besinne, und als dies nichts hals, entließ er ihn nach 
neun Monaten mit seinem ungnädigen Abschied: „Rittmeister 
v. Blücher kann sich zum Teufel scheren." Nun kaufte sich 
Blücher in Pommern ein Landgut, das er mit seiner Gemahlin 
musterhaft verwaltete. Friedrich Wilhelm II. stellte ihn mit 
allen Ehren wieder in Dienst, und bald glaubten die Reiter 
den Husarenkönig Ziethen leibhaftig wieder zu haben. Nach 
der Unglücksschlacht bei Jena rettete er mit Scharnhorsts und 
j)ort's Hülfe die preußische Waffenehre. In den Jahren der 
Demütigung war er des unverwüstlichen Glaubens: „Der 
deutsche Mut schläft nur; er wird fürchterlich erwachen." Jedem, 
auch dem König, sagte er seine Meinung ehrlich und derb ins 
Gesicht und stak doch voller Husareulist. Er fürchtete feilte 
Gefahr, ließ auch andere gerne gewähren in ihrer Art: „Dichten 
Sie man druff," sprach er zu einem Freiheitsänger; „in solchen 
Zeiten muß jeder singen, wie es ihm ums Herz ist, der eine 
mit dem «Schnabel, der andere mit dem Sabel." Deine Sol¬ 
daten verstand er im Unglück immer mit einem Bibelwort oder 
einem treuherzigen Scherze zu trösten. Menschenfreundlichen 
Herzens hatte er lange vor Scharnhorsts Reformen bei seinen 
Roten Husaren die Prügelstrafe abgeschafft; väterlich sorgte er 
für seine Verwundeten. Der nachmalige König Friedrich Wil¬ 
helm IV. hat nie vergessen, wie ihn der alte Held bei der 
Hand auf ein Schlachtfeld führte und in tiefer Erregung aus¬ 
rief: „Wehe dem Fürsten, der aus Eitelkeit und Übermut sol¬ 
ches Elend über feine Brüder bringt."
	        
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