219
In seinen vertrauten Rat berief er die besten Männer
seines Reiches, auch wenn sie gegen ihn gefochten hatten oder
niederen Standes waren. Denn bei aller Strenge gegen un¬
botmäßige Gegner und Freunde verschmähte er die Rache ebenso
wie leeres Formenwesen; auswärtige Gesandte trafen ihn wohl
in fröhlichem Spiel mit seinen Kindern. Und wie er im Kriege
sich gern zu seinen Soldaten ans Lagerfeuer setzte und von
ihrem Schwarzbrot aß, so mengte er sich gern unter sein Volk,
um unerkannt seine Beschwerden zu erfahren.
Wie Franz I. erblickte er in dem Hause Habsburg den
Erbfeind Frankreichs. Als daher der Kursürst von Branden¬
burg und der Pfalzgraf von Neuburg wegen der Erbfolge im
Herzogtum Jülich-Kleve-Berg mit dem Kaiser in Krieg
gerieten, rüstete er zu ihrem Beistand unb faßte weitausfehenbe
Pläne, Österreich zu bemütigen und Frankreich zur leitenden
Macht Europas zu erheben. Schon wollte er zu feinen Trup¬
pen ins Feld. Da traf ihn, als er durch die Straßen seiner
Hauptstadt fuhr, der Dolchstoß eines wilden Fanatikers, Franz 1610
Ravaillac. Dadurch wurde der Ausbruch des großen Krieges in
Deutschland um einige Jahre verzögert.
III. Der Dreißigjährige Krieg.
1. Maximilian von Bayern.
Die Reformation machte unter Ferdinand I. unb seinem(i ''7 ",
milben Sohne Maximilian II. große Fortschritte; kaum baf^/gy-
ein Zehntel aller Deutschen noch zum alten Glauben sich be¬
kannte. Allein die ärgerlichen Lehrkämpse, welche die protestanti¬
schen Theologen gegen einander anssochten, gaben den nnennüb-
licheu Jesuiten Gelegenheit, bie „Abgefallenen" in beit echoß
der katholischen Kirche zurückzuführen. Allseitige Unduldsamkeit
schärfte den Zwiespalt von Tag zu Tag.
Die freie Reichsstabt Donauwörth hatte sich betn netten
Bekenntnisse zugewenbet bis auf eilt Kloster. Eine Prozession,
welche ein neuer Abt trotz ber Warnung ber stäbtischen Behörde
veranstaltete, wurde von protestantischem Pöbel gestört. Die -'fo-zltn
von Kaiser Rubolss II. Gericht ausgesprochene Reichsacht <5n /%/'v
vollstreckte ber Herzog Maximilian von Bayern. Er