Full text: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen

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Krieger alle diesen Treuschwur. Dann rückten sie aus; der 
König gab ihnen das Geleite. 
Napoleon hatte die letzten Kräfte seines verödenden Landes 
anspannen müssen, um seine in Rußland verkommene Armee durch 
ein neues Heer, großenteils halbwüchsige Bursche, zu ersetzen; 
man hatte diese „enfanterie“ mitunter in Ketten zu den Regi¬ 
mentern schleifen müssen. Aber des Kaisers eigene Geisteskraft 
war noch ungeschwächt. Beim Vorrücken gegen die Elbe warfen 
sich die Verbündeten südwärts von dem alten Lützener Schlacht-' 
selbe bei Großgörschen seiner doppelten Übermacht in die rechte 
Flanke mit bem dröhnenden Hurrarufe, welchen bie Preußen von 
ben Russen gelernt hatten. Napoleon mußte sich selbst an die 
Spitze seiner Scharen stellen, um das Schlachtfeld zu behaupten; 
„diese Tiere (animaux) haben etwas gelernt," urteilte er. 
Der Rückzug verriet nichts von Niedergeschlagenheit. „Pa- 
scholl (vorwärts!), Franzos kapnt!" riefen die Kosaken in sröh=_ 
lichem Deutsch. Auch bei Bautzen an der Spree siegte Na¬ 
poleon, aber mit ungeheuren Verlusten. Entsetzt fragte er: „Was? 
Nach solcher Schlächterei keine Siegeszeichen, keine Gefangenen?" 
Und als auch bie Verfolgung nichts eintrug als beutsche Hiebe, 
zürnte er: „Diese Leute werben mir nicht einen Naget lassen." 
Nach einer gehörigen Schlappe, bie ihm Blücher auf schlesischem 
Boden versetzte, schlug er selbst einen Waffenstillstand vor, um neue 
Kräfte zu sammeln. Währenb desselben ließ er die Lützower, 
diese „schwarzen Räuber", westlich von Leipzig meineidig über- . 
fallen und niedersäbeln; Lanbleute retteten ben Lieutenant Theobor . 
Körner, „als er verwimbet im ^Gehölze lag". 
Nach ber Großgörfchener Schlacht war Scharnhorst trotz 
seiner Wunde nach Wien abgereist, um ben immer noch schwan- 
kenben Kaiser zum Anschluß an ben Bunb zu bewegen. Aber 
unterwegs starb er in Prag. Er hatte seine Aussaat grünen 
sehen, wenn ihm auch sein höchster Wunsch versagt blieb: nur 
einen Tag seine Preußen unbehelligt von ben Russen zu kom¬ 
mandieren an Blüchers Seite. Sein Volk hat ihn nicht ver¬ 
gessen; Blücher hat nach jedem glücklichen Schlachttage seines 
großen Freundes gedacht. 
Österreich schloß sich wirklich ben Verbünbeten an; ebenso 
Schweben, besten Kronprinz, ber ehemalige französische Mar¬ 
schall Bemabotte, ben Oberbefehl über die Nord arme e° erhielt. 
Die Mitte der neuen Aufstellung nahm bie am wenigsten zahl¬ 
reiche , bie Schlesische Armee ein unter Blücher^, welchem 
jetzt Gneis nt au als Chef des Generalstabeö zur Seite stand 
wie vorher Scharnhorst. Die Hauptmacht bildete die Böh¬ 
mische Armee unter dem Feldinarschall Fürst Schwarzen-
	        
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