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abgesonderten Forts lag ein Ringwall mit 94 Bastionen; ber
Gouverneur, General Trochn, verfügte über 300000 Mann
National- und Mobilgarden. Die Vierte Armee spannte
sich nordöstlich, die Dritte westlich und südlich von der Marne
■ bis zur Seine. Alle Ausfälle wurden ruhmvoll, leider auch
^ mit teuern Opfern zurückgeschlagen. Der Riesenstadt wurde die
Zufuhr abgeschnitten; das Gas erlosch wegen Kohlenmangels.
Pferdefleisch wurde teuer; die Elefanten unb Kamele des Jardin
des Plantes kamen ans Messer und anderes noch ungebräuch¬
licheres Wilbbret.
Allmählich rückten bie Entsatzheere heran, welche ber neue
Minister bes Innern, ber „Diktator" Gambetta in wahn¬
witzigem Eifer ans bem Boben stampfte. Auch ans Rom
würbe bie seitherige Besatzung abgerufen; alsbalb rückten bie
Italiener ein; im Quiriual-Palaste nahm ihr König seinen
Wohnsitz.
Zur rechten Zeit siel Metz. Tag unb Nacht staub die
Hälfte ber Belagerungstruppen gefechtsbereit, die Infanterie mit
dem Gewehr in der Hand, bie Reitei' neben ben gesattelten
Pferben. Um das Dorf Noisseville, bnrch besten Wegnahme
bie Franzosen am 31. August einen Durchgang zu Mac Mahon
öffnen wollten, stritt preußische Linie, sowie die niederschlesische
unb posensche Laubwehr ber Division Kummer mit Kolben i.@tpt.
unb Bajonett Tag unb Nacht, bis bie Lücke sich wieder schloß.
Durch die Ausfälle wurde die Lage Bazaines immer verzweifelter.
Am 27. Oktober ergab sich die Stadt und die „Rhein- 27-D,t-
slrmee": 173000 Mann mit 3 Marschällen, dazu 66 Mitrail-
leusen und zahllose Feld- und Festuugsgeschütze. Am 29. hielt
die Division Kummer ihren Einzug in die vor drei Jahrhun¬
derten verlorene deutsche Stadt.
Nun führte Friedrich Karl feine Truppen und die des
Großherzogs Friedrich Franz von Mecklenburg gegen die
Loire-Armee, die Paris entsetzen wollte. Orleans hatten die
bayerischen Helden räumen müssen; jetzt ward es zurückerobert,
die Loire-Armee und ebenso im Januar bei Le Man6 die West-
■ Armee zersprengt. Die letzte Hoffnung der Pariser scheiterte
mit der Nordarmee, welche Manteuffel bei Amiens, Göben
bei St. Quentin besiegte.
Einen Monat früher als Metz, genau 189 Jahre nach dem 28. Scp>.
Einzug Lnbwigs XIV., ergab sich Straßburg bem General
Werber. Aus dein Rhein tauchte das Kurpriuzenschwert
wieder empor, welches der große Kurfürst nach dem Tode seines
Lieblingssohnes in Straßburg ingrimmig in die Flut versenkt
hatte. Als Werder auch Belfort belagerte, den Schlüssel zu
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