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seinem scharfen Verbot ergriff inzwischen sein Reiteroberst
Q. Fab ins Maximus die Gelegenheit zur Schlacht. Sein
Sieg milderte den Zorn des Diktators nicht. In offener
Heeresversammlung würde sein Haupt gefallen sein, hätte ihm
nicht die Erregung der Soldaten die Flucht ermöglicht. Der
Feldherr folgte ihm nach Rom; auf deni Forum wollte er seine
Unbotmäßigkeit züchtigen. Der Einspruch des 'Senates und
der Tribunen blieben ebenso wirkungslos, wie die Stimme des
Volkes, welches der greise Vater des Angeklagten anrief. „Wo¬
hin kommt Zucht und Ordnung im Heere, weun der Ungehorsam
des höchsten Führers straflos bleibt?" rief der Diktator. ^ Erst
als Fabius mit seinen Fürsprechern sich bittend vor ihm nieder¬
warf, begnadigte er ihn, weil er sein Unrecht eingestehe. Und
derselbe Feldherr ging nach einer Schlacht von Zelt zu Zelt,
um freundlich nach den Verwundeten zu sehen!
Schon schienen die Samniten überwunden; da lockte ihr
Feldherr Gavius Pontius ein Doppelheer in die Kaudini-
schen Gäbelchen (furculae Caudinae), einen grünen Thal¬
kessel zwischen zwei Engpässen, welche er vor und dann hinter
der römischen Marschsäule durch Verhaue sperrte. Sein hoch¬
betagter Vater riet, die Feinde sämtlich ohne Kränkung zu ent¬
lassen oder ohne Gnade niederzumachen, Rom entweder durch
eine hochherzige Gutthat für immer zum Freunde zu gewinnen
oder auf lange Jahre unschädlich zu machen. Gavius aber
schickte die Römer unter das Joch, eine Lanze, die in halber
Mannshöhe quer au zwei im Boden steckenden Lanzen befestigt
war; paarweise hindurchkriechend, legten sie unter dem blutigen
Hohne der Sieger die Waffen und Oberkleider ab. Scham¬
erfüllt kamen sie nach Rom. Dort verlangte der Konsul
Postumius, man solle ihn nebst seinem Kollegen dem Feind
ausliefern. Um ihrem Vaterlande die Demütigung des Friedens
zu ersparen, für welchen sie sich hatten verbürgen müssen, nah¬
men beide Männer den Zorn der Samniten auf sich. Pontius
wies das Opfer entrüstet zurück; aber ehe ein Jahr verging,
war Schmach und Niederlage wettgemacht. _
Als die Samniten dann in Etrurien Hülfe fanden, durch¬
schritt Q. Fabius Maximus, jetzt als Konsul, den bisher
undurchdringlichen Eiminischen Wald uud zwang den überraschten
Etruskern den Frieden auf. Gleichzeitig wurden auf der gro¬
ßen Heerstraße, welche der Censor Appins Claudius in jenen 312
Tagen erbaute, der Via Appia, immer neue Truppen- ».ei¬
nlassen in die Gebirge geworfen. So tapfer die Samniten
fochten, ihr Widerstand war gebrochen. Machtvoll herrschte
Rom; seine Waffen züchtigten die Räuber in den Klüften der