Das Ostdeutsche Tiefland. 85
graphischen Lage in der Mitte des Norddeutschen Tieflandes ist Berlin heute ein
Weltverkehrsplatz ersten Ranges. Es kreuzen hier mit der westöstlichen Hauptverkehrs-
linie Norddeutschlands die Straßen von Süddeutschland über Thüringen nach der
Ostsee sowie jene von Wien über Schlesien nach der Nordsee. — Zudem breitet sich
die Stadt zu beiden Seiten der schiffbaren Spree aus und steht durch Kanäle mit zwei
Meeren, der Nord- und Ostsee, in Verbindung, so daß Berlin heute zu den größten
Binnenhäfen Europas zählt. Großartig sind auch die übrigen Verkehrseinrich-
tun gen Berlins: es hat eine Stadt- und eine Ringbahn, eine Hoch- und Unter-
grundbahn und das ansgebreitetste Fernsprechnetz unter allen europäischen Großstädten.
Auch als Industriestadt geht Berlin allen europäischen Großstädten voran;
besonders zu nennen sind seine Maschinen-, elektrische, Bekleidungs- und Wohnungs-
einrichtungsindustrie. Als Handelsstadt und Geldmarkt steht Berlin in Deutsch-
land an erster Stelle.
An Zahl und Einrichtung seiner Bildungsanstalten wird Berlin von keiner
Stadt übertroffen; es hat die größte deutsche Universität, mehrere Volkshochschulen,
wie z. B. die „Urania", eine Kunstakademie, zahlreiche Museen u. dgl. Herrliche Bau-
werke und viele Denkmäler schmücken überdies die Stadt. Des Berliners beliebtester
Spaziergang ist der Tiergarten, Berlins schönste Straße die Straße „Unter den
Linden". — Einen wesentlichen Anteil an dem raschen Aufblühen Berlins hat namentlich
auch die Fürsorge des preußischen Regentenhauses und die Errichtung des Deutschen
Reiches. — Von Berlin westlich liegen Charlottenburg, mit technischer Hochschule,
300000 Einw., und die Festung Spandau; ersteres ist mit Berlin völlig ver-
wachsen, so auch andere Vororte, z. B. Neukölln mit 240000 Einw., Berlin-
Schöneberg mit 170000 Einw. u. a.; Groß-Berlin zählt daher 3,7 Mill. Einw.
(Groß-Paris 3,8 Mill. Einw.). Südwestlich von Berlin liegt Potsd am, an der seeartigen
Erweiterung der Havel (s. Farbentafel) in schöner Umgebung; dabei die Schlösser
Sanssouci und Babelsberg; weiter westlich Brandenbürg, wonach die Mark
benannt ist, mit großen Wollwebereien und Fahrradfabrifen; an der Havel: Rathenow,
Fabrikationsort für optische Instrumente. — In der Uckermark: Prenzlau,
am Finowkanal Eberswalde, Forstakademie; in der Neumark: Landsberg
an der Warte; an der Oder Frankfurt, bekannt durch seine Messen, und Küstrin,
eine Festung. — Die Nieder lausitz, der die malerische Landschaft des Spree-
Wäldes angehört, ist wichtig durch ihre Tuchfabrikation (siehe S. 81) und, von Berlin
abgesehen, der einzige große Jndustriebezirk des Tieflandes.
Geschichtlich bedeutsame Orte der Provinz Brandenburg sind: sw. von Berlin
Großbeeren und auf dem Fläming Bennewitz (1813); am Rhinkanal Fehr-
bellin (1675); bei Küstrin Zorndorf (1758); bei Frankfurt a. d. Oder Kuners-
dorf (1759).
4. Der Nördliche Landrücken (die Baltische Seenplatte) und sein seewärts
gelagertes Vorland.
Ausdehnung. Der Nördliche Landrücken betritt den deutschen Boden in
Ostpreußen, setzt sich durch Westpreußen, Pommern, Holstein und
Schleswig fort und verliert sich im N. der Jütischen Halbinsel. Die Täler
der Weichsel, der Oder und die Lübecker Bucht teilen die Erhebung in die
Preußische, Pommers che, Mecklenburgische und Schleswia-Hol-
steinsche Seenplatte.
Natur und Entstehung. Die Baltische Landhöhe ist im ganzen nied-
riger als der südliche Landrücken, steigt aber in einzelnen Kuppen höher an (Turm¬