86 Die deutschen Landschaften im einzelnen.
berg bei Danzig 334 m) und baut sich aus eiszeitlichem Moränenschutt aus
(]\ Abb. S. 84). Dem letzterwähnten Umstände verdankt sie die reiche Ausstattung
mit malerischen Seen, die in solcher Fülle aus deutschem Boden nur wieder
im bayerischen Alpenvorlands austritt (Abb. ^>. 84). Au Größe übertreffen die
Müritz mit III qkm und der Spirdingsee mit 121 qkm bei weitem den Chiem-
see, „das Bayerische Meer" (85 qkm); doch bleiben sie mit ihren Tiefen (31 in
bzw. 25 m) gegen die Alpenseen (Chiemsee 74 m, Königssee 194 m) zurück;
immerhin erreichen einige auch 70—80 m.
Streckenweise lagert dem Baltischen Landrücken fruchtreiches Marschland
an, so insbesondere an der Weichselmündung, in Pommern und Mecklenburg.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die Johannisburger Heide in
Masuren sdl. vom Spirdingsee auf der Preußischen und die Tucheler Heide auf
der Pommerschen Seenplatte sind weite Sand strecken, in denen der Wind wie
in der Lüneburger Heide das lose Material zu Binnendünen aufhäuft. Es sind
Gebiete der Schafzucht. Indes hat die rastlose Hand des Kolonisten nahezu
die Hälfte des Heidebodens dem Ackerbau gewonnen. Berühmt in Weidmanns-
kreisen sind die ausgedehnten Forsten von Rominten und Iben Horst;
in letzteren haust noch der Elch, die größte Art von Hirschwild. — Zwischen
den Sandstrecken der Seenplatte breiten sich auch weite Flächen von frncht-
barem Geschiebelehm und fettem Schwemmlandboden aus, so im Kulmer
Land in Westpreußen, in den Werdern des Weichseldeltas, in Mecklenburg und
Pommern. Diese Striche zählen zu den Hauptsitzen der deutschen Landwirtschast.
In den nördlichen Provinzen Ostelbiens waltet Roggen- und Kartoffel-
bau vor, in Schlesien gemischter Anbau, in beiden Gebieten vorherrschend in der
Form des Großgrundbesitzes. In hoher Blüte stehen namentlich Branntwein-
brennerei und Pferdezucht, letztere besonders in der Provinz Ostpreußen,
wo das berühmte Gestüt von Trakehnen liegt; auch Mecklenburg und Holstein
züchten treffliche Pferde. Schafzucht wird besonders in Schlesien, Sachsen und
im östlichen Pommern getrieben. Die Fördenküste von Schleswig-Holstein endlich
prangt im Schmucke der schönsten Buchen- und Eichenwälder. Im Ostdeutschen
Tieflande überwiegt die Landwirtschaft und zwar der Ackerbau.
Industrie. Die Industrie dieses Gebietes wie des ganzen Ostdeutschen
Tieflandes stützt sich zumeist auf die Erzeugnisse der Landwirtschaft, so die zahl-
reichen Spiritus- und Branntweinbrennereien, die Korn- und Ölmühlen, die Stärke-
und Zuckerfabriken, Sägemühlen, Möbelschreinereien u. dgl., ähnlich wie im West-
deutschen Tieflande (s. S. 72). Ihre Hauptsitze hat sie indes an der Küste. Große
Ausdehnung haben hier insbesondere die deutschen Werften gewonnen, so die
Kaiserliche Werft und die Germania-Werft in Kiel, die Vnlkan-Werft in Stettin
und die Schichau-Werft bei Elbiug. Das Samland liefert Bernstein, Rügen
Kreide.
Politische Gliederung. An diesem Gebiete haben Anteil die preußischen
Provinzen Ost- und Westpreußen, Pommern und Schleswig-Holstein;
an selbständigen Staaten: die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin
und Mecklenburg-Strelitz und die Freie und Hansestadt Lübeck.