Full text: Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

166 Zweites Buch. 
der Beutelthiere, die (bis auf wenige amerikanische Arten) den 
übrigen Erdtheilen gänzlich fehlt. 
Die Eingeborenen — deren Anzahl auch nicht von ferne 
richtig überschlagen werden kann — zerfallen in zwei Stämme: 
1) die Australneger (Negritos) braun - schwärzlich, mit 
krausem, rauhem, schwarzem Haar, platten Gesichtern und 
breiten Nasen. Sie haben unter allen Menschenstämmen das 
kleinste Gehirn, stehen auf der untersten Stufe der Gesittung 
und leben in Horden oder auch nur in Familien zerstreut ohne 
eine Spur von staatlichem Zusammenhang. Am meisten thie- 
risch sind die Australueger des Continents; etwas civilisirter 
die Bewohner des innern westaustralischen Jnselgürtels (Neu- 
Seeland ausgenommen). Man hat letztere von den Nüsttal- 
negern des Continents unterschieden und Melanesier genannt; 
hierhin gehören auch die Papuas (d. h. Krausköpfe) mit einem 
förmlichen Wollsack spiralig gedrehter und bürstenähnlich in 
Büscheln stehender Haare (auf Neu-Guinea). 2) Auf den 
meisten Inseln der ostanstralischen Reihe und auf Neu- 
Seeland wohnt der ganz verschiedene Stamm der eigentlichen 
Oceanier oder Polynesier, hellbraun und im Ganzen 
von schönem Bau, ein Kindervolk mit allen Tugenden und Fehlern 
der Kinder; Gestalt, Sprache, Sitten und Künste, die mitge- 
brachten Hausthiere und Pflanzen deuten auf eine Abstammung 
aus Süd-Asien und einen Zusammenhang mit den Malaien. 
Von den europäischen See- und Colonialstaaten wurde 
Australien längere Zeit nicht sehr beachtet; bis 1820 gab es 
— von den spanischen Marianen abgesehen — keine euro¬ 
päische Niederlassung, als die englische Strafcolonie auf Neu- 
Holland. Seit jener Zeit hat sich die Sachlage sehr verändert. 
Engländer und Franzosen suchen wetteifernd möglichst 
viele Theile Oceaniens in Besitz zu nehmen und mit diesem 
politischen Treiben ist die Wirksamkeit der protestantischen 
und katholischen Kirche verflochten, welche übrigens hier 
empfänglichere Herzen für das Evangelium fanden, als sonst 
irgendwo. Die Berührung mit europäischer Civilisation bringt 
jetzt auch die polynesischen Stämme völligem Erlöschen immer 
näher. Die Zahl der eingewanderten Europäer schlägt man 
auf mehr als 1 Mill. an. Auch viele Chinesen sind ein- 
gewandert. 
Wir gehen nun zur Betrachtung der einzelnen Haupttheile 
Australiens über.
	        
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