Rußland, 187
mit dem Nördlichen Eismeere; mit der Newa durch 3 Kanalstraßen, deren wichtigste,
die vou Wyschni Wolotschök, nach dem Wölchow führt.
Für die altberühmte Schleppstelle von Zarizyn am Knie der Wolga, das nur
63 km vom Knie des Don entfernt ist, wo dereinst asiatische Waren für Venedig und
Genua übergeführt wurden, ist der Entwurf eines Kanals fertig gestellt.
Das Klima muß bei einer so weiten Landerstreckung sehr verschieden-
artig sein, aber schroffe Grenzen kommen nicht vor. 400000 qkm gehören
der kalten, das übrige der gemäßigten Zone an. Im ganzen Gebiete, mit
Ausnahme der Landschaften an der Ostsee, ist es binnenländisch, mit so harten
Wintern, daß im Januar in den meisten Landschaften des Innern das Queck-
silber gefriert, während ein kurzer, aber sehr heißer Sommer alle mittel-
europäischen Halmfrüchte zeitigt. Je weiter nach O., desto größer werden
die klimatischen Gegensätze. Unter dem Einflüsse der eisigkalten Winde aus
N. und N.O. sinkt die Januar-Temperatnr von Moskau im Durchschnitt auf
rund —11", hingegen steigt die Durchschnittswärme des Juli aus 4-19"
(bris mittlere Deutschland hat 0" und -f 20"), doch sind auch absolute Miuima
vou —42,5° beobachtet worden.
Mitteltemperaturen sind für
Januar Juli
St. Petersburg. ... —9,4 17,s
Warschau - 4,5 18,s
Kiew —6,i 19,i
Astrachan .. —7,t 25,5
Kronstadt hat 220 eisfreie Tage, Nischni Nowgorod 225, Moskau 218,
Riga 236, Taganrog 243. Die n. Hälfte steht besonders unter dem Ein-
fluffe der W.- und S.W.-Winde aus dem offenen Tore n. der Karpaten,
die namentlich im Sommer Feuchtigkeit genug mit sich bringen, um üppigen
Waldwuchs im s. Teile dieser Hälfte zu ermöglichen. Die Regenmenge ist
jedoch nirgends bedeutend und nimmt von N.W. nach S.O hin stetig ab.
Es überwiegt der Sommerregen in der weiten Ebene. Die baltische Küste
hat Herbstregen, während in der s. Steppe der Frühling viel senchter ist
als der Herbst und darum den schönsten Blumenteppich in wenigen Tagen
hervorzaubert. Die Krim erfreut sich als eiu Land des Mittelmeerklimas
starker Winterregen.
Boden und Pflanzenwuchs. 1) Der breite Gürtel der Tundren um das
Eismeer liegt ganz im Gebiete der Gletscherbedeckung in der Eiszeit. Mo-
ränenschutt und Lehm wechselu hier mit Sandstreifen und Sumpfboden, der im
Sommer ganz ungangbar ist. 8—9 Monate lang ist Winter. Nur die trockene
Tundra wird vou Renntierzucht treibenden Völkern bewohnt. — 2) Es folgt
das von Sümpfen, Wiesen und Äckern durchsetzte russische Waldgebiet süd-
wärts bis zu einer Linie vom Jlmen-See nach der oberen Wolga bis zur
unteren Kamä. Den Schätzen dieser Wälder verdankt Rußland die Stofse zu
den Holzhäusern der weiten Dörfer und zu seiner hochentwickelten Holzindustrie,
aber das „hölzerne Rußland" ist nahe daran, sich durch Waldverwüstung dieser
Schätze selbst zu berauben. Die schwer zugängliche Lage der großen Wal-
dnngen hemmt eine geregelte Ausnutzung. Im Norden nimmt der Wald
71 v. H. Bodeuteile ein, im O. 45, in den baltischen Provinzen 35, im
S. 2. — 3) S. jener Linie folgt der Acker- und Steppengürtel, meistens
aus dem lockeren Boden, der „schwarzen Erde" sTschernosiöm) bestehend.
Ihre Grenzen sind der w. Kaukasus — Asöwsches Meer — Cherson [kerßött]