Vorderindien- 233
hinab in ein Seitental des oberen Amn-Darja. Früher war Afghanistan
dnrch die tnranischen Wüsten vom rnssischen Machtgebiete getrennt, seit
1885 aber ist dieses bis 35° N gegen den Hinduküsch in der Richtung
ans Herät vorgeschoben, in dessen Nähe diese sonst so hohe Gebirgsmaner
ans einem Passe von nnr 1300 m überstiegen werden kann. England
unterhält mit dem Emir eine nnsichere Freundschaft und hat einen breiten
Keil vom s. Afghanistan besetzt, der durch eine Bahn über den Bolan-
Paß mit Indien verbunden ist.
Kabul (60), zur wichtigen Handelsstadt berufen durch seine Lage am
gleichnamigen Strom, dessen Tal die natürliche Verbindung zwischen Indien
und Iran bildet, und an der seit der ältesten Zeit benutzten Königsstraße,
die von Herät über Kandahar nach Kabul und über Peschawar ^peschäueri
in das Pandschäb führt, während südwärts der Weg über den Paiwar-
Paß geht. Westwärts leitet der Käbulfluß an den Hadschi-Kak-Paß oder
Paß von Bamiau. — Kandahar, im Hilmend-Becken, ist mit dem bri-
tischen Kettä durch eine Militärbahn verbunden. — Herät, im N.W., viel-
umstrittene Grenzstadt, blühend durch Handel und Gewerbe, in gewissem Sinne
der Schlüssel zu Judien.
Kafiristan (d. h. Land der Ungläubigen), ein Alpenland am S.-AbHange
des Hiuduküsch mit heidnischer Bevölkerung von arischem Gepräge, ist noch
wenig bekauut. Über diese Landschaft wie den s.ö. Teil des Pamirs erstreckt
sich die Hoheit des Emirs nur dem Namen nach, tatsächlich herrscht England.
c. Balutschistan sS.O-Jräu, TV des Ganzen).
Dieser unwirtlichste Teil Irans berührt im S. den Indischen Ozean
und ist zum Teil von der alten Wüste Gedrofien erfüllt, durch die
Alexander der Große aus Judieu zurückkehrte. Die Balutscheu, größerenteils
Sunniten, zählen zu den asiatischen Ariern. Gleich den alten Gedrosiern
sind sie räuberische Nomaden, deren Häuptlinge dem Chan zu Kelät so
weit gehorchen, als es ihnen gefällt; tatsächlich steht dieser unter der
Hoheit der Briten, die im N.O. einen Teil in unmittelbaren Besitz ge-
nommen haben.
4. Vorderindien.
Vorderindien die mittelste der drei süd-asiatischen Halbinseln, gleich-
sam das Italien des Orients, das Ziel der Eroberer in alter und neuer
Zeit, ein Ausgangspunkt und Sammelplatz des Weltverkehrs uud seiner
Erzeugnisse, wird von dem übrigen asiatischen Festlande durch den Himalaja
1 Für die nicht schon im Texte erklärten wichtigeren Namen gelten folgende Be-
deutnngen! Dschamna — Zwilling, nämlich des Ganges; Ganrisankar: gauri =
schön, sankar — segenspendend, ersteres als Kennzeichen der Gemahlin Siwas, letzteres
für Siwa selbst, also etwa „des Gottes und der Göttin Berg"; Everest war ein um
die Vermessung Indiens verdienter Ingenieur, f 1866; Kap Komörin vom Tempel
der Göttin Kumari; Koromäudel ist unsicher; Madras = Reich des Manda, des
indischen Gottes der Unterwelt; Malabar, wahrscheinlich = Bergübergaug, nämlich
über die Ghats.