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c. Die Mongolei (das östliche Hochasien).
Den größten Teil des 800—1300 m hoch liegenden Hochlandes füllt
die Gobi, d. i. Wüste, bei den Chinesen Scham o, d. i. Sandmeer, oder
Hanghai, d. i. ausgetrocknetes Meer. Sie trägt indessen überwiegend das
Gepräge des Berglandes, nicht der Wüste, eher noch der Steppe. Der
Sand wird zwar in der Sommerhitze bis zu 52° warm, aber es lohnt
sich doch fast überall uach Wasser zu graben.
Die Mongolen, bisweilen Tataren genannt, teilen mit den Mandschn
die körperlichen Merkmale der Chinesen. Von ihren nahen Verwandten,
den Kalmüken, sind etliche Horden über den S.-Rand der Gobi aus-
geschwärmt. Ruinenstädte aus der Zeit der „Goldeueu Horde".
Die Hauptstadt der Mongolei ist Urga, am N.-Rande der Gobi, in
der Nähe der Amur-Quelle, Sitz eines Lama, der, wie der Daläi-Läma in
Tibet, als eine Art fleischgewordener und wiedergeborener buddhistischer Gott-
heit verehrt wird.
Maimatsch in, d. i. Ort des Handels, ganz, nahe bei dem russischen
Grenzorte Kjächta, noch immer ein Hauptstapelplatz für den chinesisch-russi-
scheu Handel, von hoher Bretterwand eingezäunt, den bösen Blick der Fremden
abzuhalten. Von hier führt über Urga und Kalgan (b. i. Tor der Großen
Mauer) der Handelspfad in 15 — 20 Tagen nach Peking.
(]. Tibet (das südliche Hochasien).
Im S. türmen sich die Schneehäupter des Himalaja ans, die N.-Grenze
bildet im W. der Knenluu, weiter ö. der Altyutag und der Nanschan.
Ein hoher Gebirgsstock trennt das w. gelegene, britische Klein-Tibet
oder Ladäk von dem ö. gelegenen Groß-Tibet, dem Qnell-Lande fast
aller hinterindischen Ströme. Die wilden Schönheiten der Schweiz er-
scheinen in dieser 4000—5000 m hohen, im N, ganz unbewohnten Wildnis
in vergrößertem Maßstabe.
Die Bewohner Tibets, die Bod-dschi, sind nahe Verwandte der Chi-
nesen und Malaiochinesen.
Lasa, d. h. Göttersitz, die hoch ummauerte Resideuz des Daläi-Läma,
des geistlichen und weltlichen, aber von China ganz abhängigen Oberhauptes
von Tibet, Wallfahrtsort der Bnddhaisten und Wohnsitz von etwa 18000
unreinlichen Bettelmönchen, ist den Europäern streng verschlossen. Der be-
rühmte Tempel des Lama anf dem nahe gelegenen Berge Buddhas soll 10000
Zimmer enthalten.
e. Ost-Tnrkestan sdas westliche Hochasien).
Das Tarim-Becken, zwischen Tienschan und Knenluu, bildet die wahre
Mitte Asiens, mit dem Anfange der Gobi. Die Randgebirge find uu-
wirtlich, aber an ihrem Fuße, wo die Quellflüsse des Tarim, vor allem
der Kaschgär uud der Jarkent, die Felder der gleichnamigen ansehn-
lichen Städte bewässern, herrscht große Fruchtbarkeit. Der Unterlauf des
Tarim und sein Ende, der falzige Lob-Nor (b. i. Schilfsee), liegen in einer
nur 800 m hohen Steppe. Die Seen Turkestäus und seiner Nachbarschaft