Deutsch-Ost-Afrika.
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bahntruppen gebaut worden. — Im Berglande befinden sich viele Stationen der
Rheinischen Missionsgesellschaft, so im Dämara-Lande Otyimbingue. — Sitz
des kaiserlichen Landeshauptmanns und der Schutztruppe ist das 1600 m hoch gelegene
Windhoekchnkl, d. i. holländisch = Windspitze, wo jährlich 41 cm Regen fallen.
4. Deutsch - Ost - Afrika.
Mast 1 Mill. qkm, 6 Mill. Bewohner.)
Lage und Grenzen. Dieses größte unter den deutschen Schutzgebieten,
fast doppelt so groß wie das Deutsche Reich, besitzt ziemlich in der Mitte
der Ostseite Süd-Asrikas die Küste vom Umba-Flnsse bis zum Kap
Delgädo, von 4f — 10f° S, eine Strecke, die etwa so lang ist wie der
Rheinlauf innerhalb der Reichsgrenze. Vom Umba läuft die Grenze n.w.-
wärts, den Kilima-Ndjäro1 mit einem Bogen einschließend, nach dem
Viktoria-See, w.-wärts durch dessen Mitte bis an den 30. Meridian,
dann durch den Kiwu-, Taugauyika- und Nyassa-See am Rovnma-
Flusse abwärts. — Angrenzende Gebiete sind im N.O. Britisch-Ost-
Afrika, im N. das britische Schutzgebiet des Negerstaates Uganda, im W.
der Kongostaat, im S.W. Britisch-Zentral-Afrika, im S. das portugiesische
Ost-Afrika. — Von den größeren Küsteninseln ist nur Mafia deutsch.
Bodengestalt. Der hohe Gebirgsrand von Ost-Afrika teilt das Land
in zwei sehr ungleich große Teile, in das schmale Küstenland und in die
weite, über 1200 m im Mittel sich erhebende Hochebene im W.
a) Der Küstenstreifen besteht unmittelbar am Meere ans Sandstein und
Korallenkalk; Korallenriffe umsäumen fast die ganze Ostküste, sie bilden
die vorgelagerten Inseln und erschweren die Schiffahrt für größere Fahrzeuge.
b) Der Gebirgsrand besteht aus Urgestein (Granit, Gneis, kristallinischem
Schiefer). Am höchsten erhebt er sich an der N.O.-Grenze in dem durch
vulkanische Kräfte entstandenen Kilima-Ndjäro, dem mit 6010 m höchsten
Gipfel des Erdteils, zieht sich dann, erheblich niedriger werdend, durch das
schöne, fruchtbare Bergland von Usambära, im N.O.-Winkel, ferner durch
die Landschaften Usegüha, Ukami und Ussagära, die das ursprüngliche
deutsche Schutzgebiet bildeten (feit 1885) und steigt am Nyassa im Li Ving-
stone^liwingst'n^-Gebirge wieder gegen 3700 m an.
Der Gebirgsriese des Kilima-Ndjäro baut sich breit auf der ungesunden
Steppe auf und trägt zwei nicht mehr tätige Vulkangipfel, im W. den höchsten,
den Kibo 2, d. i. der Helle, weil er mit ewigem Schnee und Gletschern be-
deckt ist, im O. den 5350 m hohen Mawensi, d. i. der Dunkle, nicht von
Schnee bedeckt, vom Wetter zerrissen und noch nicht erstiegen. Der Kibo
steigt aus dem Gebiete tropischen Ackerbaues (bis 1200 m) und des Urwaldes
(bis 3000 m) durch Pflanzenformen, die denen unserer Alpen ähnlich sind,
bis zum ewigen Schnee auf. Im S. trägt er das dicht bewohnte, anmutige
und fruchtbare Djagga-Hochland. — Weiter im W. erhebt sich der kegel-
förmige Mern zu 4500 m.
c) Das Hochland trägt uiedrigere Bergzüge, die erst im N.W. wieder
zu höheren vulkanischen Erhebungen anschwellen. Der Boden besteht über-
wiegend aus Latent, dem rötlichen, durchlässigen Verwitterungserzeugnis
* D. i. Berg des Ndjäro, eiues Kälte bringenden Berggeistes.
2 Der Kibo wnrde 1889 von Hans Meyer aus Leipzig erstiegen.