170 "VI. 2. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — b) Mitteleuropa. § 157.
Höhe erreicht das Erzgebirge im westlichen Teile, wo der Keilberg auf
böhmischer Seite 1240 irr, der benachbarte Fichtelberg auf sächsischer Seite
1215 m aufsteigt.
Das Erzgebirge ist ein sehr altes Gebirge. Ein gewaltiger Horizontal-
druck von 8 her rief in der Hauptsache zwei große, nach N allmählich sich verlaufende
Falten hervor; dann erfolgte an einer großen, im Eger- und Bielatale sich hinziehenden
Längsspalte der steile Abbruch der böhmischen Scholle. Längs dieser Bruch-
linie finden wir als Spuren vulkanischer Tätigkeit den erloschenen Vulkan Kammer-
bühl bei Eger und die heißen Quellen in Teplitz, Karlsbad, Franzensbad. Die schiefe
Ebene des Erzgebirges ist der Rest dieser ehemaligen Falten aus Schiefer und Gneis,
die durch die Verwitterung und Abtragung ihrer Höhen beraubt und eingeebnet
worden sind (Fig. 31). Durchsetzt sind sie von zahlreichen sanftgerundeten Granit-
buckeln (Auersberg 1020 m, Greifensteine) und tafelförmig oder fargähnlich
gestalteten Basaltdurchbrüchen (Bärenstein, Pöhlberg, Geising, Wilisch).
E2Gneis Glimmerschiefer 1 -1 Grazuracken, ic. Tonschie/er Dyas -undPorpfijrp
iillllllllll Steinfiohlengebirge Brau/zhofiZengebüye ITertiär: 1 T Basalt
31. Durchschnitt durch das Erzgebirge. 12 y2 fach überhöht.
Bewässerung. Das Erzgebirge ist reich bewässert.
Nach 8 fließen kurze Gebirgsbäche mit starkem Gefälle; die nordwärts abströmen-
den Flüsse entstehen meist aus moorigen Wiesenmulden. Schluchtenartig, vielfach
gewunden sind die Täler in die schiefe Ebene eingeschnitten und öffnen sich erst nahe
dem Tieflande. Auf dem Kamme des Gebirges liegt südlich von Dresden die Quelle
der Freiberger Mulde, südlich von Leipzig die der Zwickauer Mulde, welche die
Hauptzahl der sächsischen Abflüsse des Gebirges sammeln (welche?) und sich ober-
halb Grimma zur Mulde vereinigen. Weißeritz und Müglitz gehen zur Elbe.
Der Industrie leisten die Wasserkräfte des Erzgebirges vielfache Dienste. Zahlreiche
Flußtüler ragen durch landschaftliche Schönheiten hervor (Schwarzwasser-,
Zschopautal, letzteres mit vielen Burgen) und werden viel durchwandert.
Das Erzgebirge bildet kein wesentliches Hindernis für den Verkehr.
Es wird von vielen fahrbaren Straßen, die häufig auf der Höhe hinführen (ge-
schichtlich wichtig ist der Paß von Nollendorf an der Straße Pirna—Teplitz, 650 in)
und von 5 Eisenbahnlinien überschritten, deren großartigste die von Joachimstal
nach Karlsbad ist. Gegenwärtig plant man auch die Herstellung einer neuen Ver-
binduug zwischen Sachsen und Böhmen mittels Durchtunnelung des Keilbergs.