Full text: Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch (H. 4)

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I. Abritz der Allgemeinen Crdkunde, 
:onnen- 
mittag^ 
(Meridüiiie.j 
wieder genau da gesehen wird, wo sie am Anfang desselben stand; mithin 
beträgt dieses Vorrücken täglich ungefähr Vz«? des Kreisumfangs der 
himmlischen Ekliptiklinie, oder fast 1 °. Ihn diesen Betrag muß die Erde 
folglich an jedem Tage weiter ostwärts rotieren, damit sie wieder genau 
die Stellung zur Sonne wie beim Beginn der Rotation erwerbe. Diese 
Zeitdauer einer Erdumdrehung von einer Sonnenkulmination zur nächsten 
heißt ein Sonnentag; er ist der der bürgerlichen Zeitrechnung zugrunde 
liegende Tag, an welchem sich mithin die Erde um fast 361 * dreht. Der 
Sterntag ist also um y3C1 kürzer als der Sonnentag; und die eigent- 
liche Erdrotation vollzieht sich in 24 Stunden weniger beinahe 4 Minuten. 
— Infolge der vou der Erdrotation gegen O. herrührenden, scheinbaren 
Sonnenbewegung gegen W. fällt der Schatten aller Gegenstände auf Erden 
vormittags auf die W.-Seite des betreffenden Ortsmeridians1, nach¬ 
mittags aus die O.-Seite. Zu Mittag fällt der Schatten auf der n. Erd- 
Hälfte, abgesehen von Zeiten höchster Sonnenstände innerhalb der heißen Zone, 
gegen N. und muß gleichzeitig am 
kürzesten sein, weil dann die 
Sonne am höchsten steht. 
Die Schattenrichtung zur 
Zeit des wahren Sonnenmittags, 
also den Meridian eines Ortes, 
stellt man fest, indem man senk- 
recht zur tzorizontalebene (z. B. 
der eines Tisches) im Mittelpunkt 
mehrerer konzentrischen Kreise 
einen zugespitzten Stift errich- 
tet; man bezeichnet vormittags 
den Punkt des Kreises, der auf der W.-Seite durch die Schattenspitze des 
Stiftes getroffen wird (auf der obenstehenden Figur z. B. .V), ebenso 
nachmittags den jedesmaligen auf der O.-Seite (z. B. Punkt B) und ver¬ 
bindet diese Punkte durch gerade Linien (wie AB); dann gibt die Ver- 
biudung der Halbierungspunkte dieser Linien mit dein Fußpunkt des 
Stiftes C (bei gut gelungener Beobachtung eine einzige Gerade) den 
Meridian 
Die Zählung der Meridiane, die man üblicherweise nur in der 
Zahl von 360 sich ausgezogen denkt, ist verschieden je nach dem An- 
fangs- (oder 0-) Meridian. Den Ferro-Meridian, mit dem man früher 
1 Im weiteren Sinne nennt man jede Nordsüdlinie, die man sich dnrch irgend¬ 
einen Punkt der Erdoberfläche gezogen denkt, den Meridian dieses Ortes.
	        
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