Full text: Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch (H. 4)

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grade, die nach beiden Polen doch ganz spitz zulaufen sollten, werden 
nämlich die Ländergestalten in höheren Breiten bei dieser Entwurssart 
in der Richtung von O. nach W. arg ausgezerrt- um das gleiche in der 
Richtung von N. nach S. zu erzielen, verbreitert man alle Breiten- 
grade in demselben Maße, in dem man die Längengrade unter der näm- 
lichen Breite über die Natur ausdehnt, am meisten deshalb die gegen beide 
Pole hin. Auf solche Weise wahrt man die Formähnlichkeit der Länder- 
gestalten: Die Karte ist winkeltreu, d. h. sie gibt die Winkelgrößen 
unverändert so wieder, wie sie auf der Erdoberfläche selbst oder auf dein 
Globus erscheinen, jedoch ist sie nicht fläch eutreu; denn ihr Maßstab 
wächst mit der Polnähe der Breitengrade. Grönland z. B. erscheint mehr 
denn dreimal so groß wie Australien, während in Wirklichkeit das uin- 
gekehrte Verhältnis stattfindet. Der Merkator-Entwurf hat einen ganz 
besonderen Wert für den Seemann; denn eine Karte nach diesem Ent- 
wurf zeigt die Umrisse aller Länder naturgetreu, und die Meridiane und 
Parallelkreise schneiden sich wie in der Wirklichkeit rechtwinklig. 
Die Seekarten werden daher stets nach Merkator gezeichnet, denn nur auf 
solchen Karten findet der Seemann seinen Knrs, d. h. die Richtung, in 
welcher er zu steuern hat, geuau durch den Winkel, den eine gerade Linie 
mit denen des Gradnetzes bildet.^ 
1 Hält der Seemann zwischen Anfangs- und Endpunkt seiner Fahrt den- 
selben Kurs inne, so beschreibt er auf der Meeresfläche eine Kurde, die den 
Namen Loxodrome erhalten hat. Die kürzeste Verbindungslinie beider Punkte 
ist der Hauptkreisbogen zwischen ihnen. 
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