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liche Beamte; erstere haben die Civil- und Kriminalgerichtsbarkeit, letztere
führen die Geschäfte der Regierung und Verwaltung. Erst uach Ablauf
dieses Jahres erhalten sie als Proprätoren und Prokonsuln ein militärisches
Kommando in einer der 10 Provinzen, die der Senat ihnen überweist.
Spätestens 30 Tage nach Ablauf ihres Amtsjahres mußten sie die
.Provinz wieder verlassen, wenn sie nicht wegen „Verletzung der Majestät
des Volkes" (crimen laesae maiestatis) schwere Strafen erleiden wollten.
Da die Herrschaft für Sulla keinen Reiz hatte, so legte er i. I. 79
die Diktatur nieder und zog sich auf sein Landgut bei Puteoli zurück, wo 79
er sich der griechischen Litteratur und den Sinnengenüssen hingab. Mit der
Abfassung seiner „Denkwürdigkeiten" beschäftigt, starb er hier schon im
nächsten Jahre.
§ 25. Vom Tode des Sulla bis zur Beendigung des Seeräuberkrieges.
Als die Leiche des gefürchteten Sulla auf dem Marsfelde zu Rom
den Flammen übergeben war, erhob sich wieder die schwer getroffene Demo¬
kratie. Die Herrschaft des Senats hatte in der kurzen Zeit
noch nicht festen Fuß gefaßt und widersprach zu sehr dem
Freiheitsgefühle des Volkes. Außerdem waren Tausende von Haus
und Hof vertrieben und aßen das bittere Brot der Verbannung, bereit, zu
passender Zeit mit den Waffen ihr Eigentum zurückzufordern. Italien war
verheert und entvölkert, die meisten Veteranen wurden keine tüchtigen Bauern
und verkauften ihre Grundstücke, verpraßten den Erlös und vermehrten die
Zahl der Unzufriedenen. So fehlte es an Zündstoffen zu neuen Unruhen nicht.
Von den Konsuln des Jahres 78 stellte Marcus Ämilins Lepidus den
Antrag, die Anordnungen Sullas auszuheben und den Proskribierten oder
ihren nächsten Anverwandten ihre Güter zurückzugeben. Eine allgemeine
Gärung bemächtigte sich der Gemüter, in Etrurien strömten dem Konsul
zahlreiche Mannschaften zu, aber Lepidus wurde geschlagen und flüchtete
nach Sardinien, wo er starb. Die Trümmer seines Heeres führte sein Legat
Perperna nach Spanien.
In dem ihm als Provinz zugewiesenen Spanien hatte nämlich der
edle und kriegstüchtige Cmintus Sertorius die Fahne der demokratischen
Partei siegreich erhoben. Aus geächteten Marianerrt erwählte er einen Senat
non 300 Mitgliedern, ließ die Söhne vornehmer Lusitauer römisch erziehen
uni) brachte durch den „kleinen Krieg" (Guerilla) den Sullanern unter
Quintus Metellus Pius viele Niederlagen bei. Deshalb wurde auch Pom-
pejus von den Optimalen gegen Sertorius geschickt, vermochte aber nichts
Bedeutendes zu erreichen, bis Perperna als Haupt einer Verschwörung den
tüchtigen Feldherrn ermordete. Nun beendigte Pompejns durch die Gefangen- 72
rtahme und Hinrichtung des Perperna diesen Krieg.