Full text: Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare

1. Die Stellung der Erde im Weltall. 
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Entfernung die dreifache wird, usw. Mit Hilfe dieses Gesetzes kann man aus der 
anziehenden Krast die Himmelskörper wägen und damit ihre Masse in Kilogrammen 
ausdrücken. Es mögen zunächst die Resultate einiger derartiger Wägungen mitgeteilt 
werden, und zwar soll auch hierbei uur schrittweise vorgegangen werden; aber wir 
werden bald zu so enormen Zahlen kommen, daß jede Vorstellung schwindet, und es 
gibt hierbei leider keinen anderen Weg, das Begriffsvermögen zu unterstützen. Als 
Einheit soll das Kilogramm eingeführt werden, d. h. die Definition, daß ein Liter 
Wasser 1 kg wiegt. In diesem Falle sind beide Einheiten, sowohl die Raumeinheit, 
das Liter, als auch die Gewichtseinheit, das Kilogramm, vollständig bekannte und 
vorstellbare Größen. Wenn wir hiervon auf das Tausendfache übergehen, so ist den 
meisten Menschen auch noch hierfür Verständnis gegeben: 1 edm Wasser wiegt 1000 kg. 
Ebenfalls anschaulich verhalten sich noch Maße wie diejenigen der großen Reservoire 
der Wasserleitungen. Bei 50 in Durchmesser und 10 ra Höhe enthält ein derartiges 
Reservoir bereits 20 000 edm; bei vollständiger Füllung beträgt das Wassergewicht 
20Mill.kg. Ein Kubikkilometer, also einen Würfel, dessen Kanten 1 wir lang sind, kann 
man sich noch ganz gut vorstellen, daß aber ledkm Wasser bereits 1000000000000 kg 
(eine Billion kg) wiegt, erweckt in uns keine bestimmte Vorstellung mehr, wir können 
uns nnter einer solchen Zahl nichts mehr denken. Zur Erläuterung dieser Zahl sei 
hier an das bekannte Beispiel des Geldzühlens erinnert. Wollte ein geschickter Kassierer, 
der in der Sekunde fünf Geldstücke aufzählen kann, die obige Summe in einzelnen 
Markstücken auszahlen, so hätte er hierzu ohne jegliche Unterbrechung ungefähr 
6000 Jahre nötig. 
Vollkommen schwindelerregende Zahlen erhalten wir, wenn wir das Gewicht 
der Erde angeben wollen. Dieselbe hat einen Inhalt von 1 082 841 320 000, also 
von rund 1 Billion der uns bereits bekannten Kubikkilometer, 1 cbkrn unserer Erde 
wiegt durchschnittlich 5 600 000 000 000 kg, das Gewicht der Erde beträgt also rund 
56 mit 23 Nullen, oder 5| Quadrillionen kg. 
Die Erde ist nuu einer der kleinsten Planeten, so wiegt Saturn schon 93mal mehr 
als die Erde, und Jupiter ist gar 310 mal schwerer, und was will das erst bedeuten 
gegenüber dem Gewicht der Sonne, die 350 000mal schwerer als die Erde ist und 
mithin rund 2 Quintillionen kg wiegt. Bei solchen Zahlen hört zwar jeder Begriff 
auf; man kann es aber an der Hand derselben allerdings nnnmehr erklärlich finden, 
daß trotz der kolossalen Entsernuug der Planeten die Sonnenmasse groß genug ist, um 
die ersteren in ihren Bahnen zu erhalten. 
Während wir nun diesen Massenanhäufungen staunend gegenüberstehen, die 
Natur, die mit solchen Massen operiert, gleichsam als Verschwenderin betrachtend, 
wandelt sich dieses Bild in sein Gegenteil um, sobald wir die Massen des Sonnen- 
systems mit dem Räume, in dem sie sich bewegen, vergleichen. 
Soweit bis jetzt bekannt ist, und sofern wir von den flüchtigen und luftigen Ko- 
meten absehen, ist die äußerste Grenze des Sonnensystems durch die Neptunsbahn 
gegeben. Wenn wir uns also eine Kugel denken um die Sonne als Zentrum, deren 
Oberfläche durch die Neptuusbahu geht, so enthält diese Kugel vollständig alle Teile 
des Sonnensystems; was darüber hinaus ist, müssen wir schon zum weiteren Weltall 
rechnen. Nach der allgemein angenommenen Kaut-Laplacescheu Weltbildungshypo- 
these ist „zu Anfang" einmal diese Kugel (eigentlich noch eine wesentlich größere) 
ziemlich gleichförmig mit Materie erfüllt gewesen, die sich infolge der allgemeinen 
Anziehung allmählich uach der Mitte zu konzentriert und bei dieser Gelegenheit auch 
die Plaueten abgeschnürt hat. Diese Kugel enthielt also die gesamte Materie, die auch
	        
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