144 III. Die einzelnen Zweige und die Bahnen des Weltverkehrs im besonderen.
Zwischen dem Nil und dem Roten Meere finden sich mehrere
Karawanenstraßen, als deren wichtigste jene von Kenneh nach Kosseir
und die von Berber nach SnLkin bezeichnet werden muß. Den blauen
Nil und Atbara entlang streifen über Kassala und Rose res Kara¬
wanen nach Abessinien und Schoa und durch diese Reiche gegen Mas sau a
an die Meeresküste, ferner nach dem Süden von Schoa in das Land Kaffa
und Jnarja, zwei uralte afrikanische Handelsbezirke. Arabische Händler
ziehen in den oberen Nilländern mit ihren Karawanen, von einer Seriba
(Station) zur andern, bis tief in das Herz des Kontinents, und dem Ver¬
kehr, den sie in den Landschaften zwischen dem Nil und Bahr el-Arab
angebahnt, hat die Wissenschaft zum größten Teile die Kenntnis dieser
Regionen zn danken. Was den Karawanenverkehr in den DanLkil-
nnd SomLlländern, dessen Endpunkte As sab, O bok, Tadschura und
Zejla im Norden, Berbera im Süden sind, so ist zunächst zu bemerken,
daß hier das System der Abbäne oder Vermittler besteht, welche den Kara¬
wanen den Durchzug durch das Gebiet der einzelnen Somälstämme ver¬
mitteln. Dieselben halten sich in den genannten Hafenplätzen auf und
ziehen oft weit nach dem Binnenlande. Die Ziele der Karawanen sind
zumeist An k ober in Schoa, ferner die uralte Handelsmetropole Ha rar,
wo aus allen Richtungen der südlich und westlich gelegenen Gebiete sich
Karawanen sammeln, um dann gemeinsam in großen Körpern zum Meere
aufzubrechen. Vou Zejla und Berbera führen Karawanenwege nach Harar,
von Berbera nach Ogadsn, von Harar nach Entotto in Schoa. Berbera
ist der Sammelplatz von Karawanen aus dem ganzen NordsomLllande.
Die Karawanenstraßen aus den Städten an der Südsomalküste Magdischn,
Brawa, Merka, Malindi, MombLs nach dem Innern der Sonmlhalbinsel
reichen nicht weit in das Binnenland. Von Magdischn ziehen Karawanen
nach Berbera und in das Land der Ogadsn-Sonml, von Barawa an den
mittleren Webi, von Lamn und MombLs durch das Massai-Land an den
Naiwascha-See, aber selten bis über den Baringo-See hinaus. Eine regel¬
mäßige Karawanenverbindung vou Abessinien, Schoa oder Harar mit den
Seeplätzen am Indischen Ozean existiert nicht, da die Wege aus diesen
Landschaften sämtlich nach dem Golf von Aden oder dem Roten Meere
gerichtet sind.
Ein lebhafter Karawanenverkehr besteht von der Zanzibar-Küste nach
dem Inneren Afrikas und wird größtenteils von Arabern und Indern be¬
trieben. Das Transitogebiet ist das viel besprochene Unyamwesi, und von
hier Pflegen die Karawanen teils an den Ukerewe und Mwutan nach
Karagwe und Uganda, teils nach dem Tanganjika Waren von der Küste