§ joo. Geologische Grundbegriffe.
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zerstörend. Die mitgeführten Gesteinstrümmer lagern die Flüsse wieder
ab, die gröberen Gerölle und Sande z. T. schon in ihrem Unterlauf oder
unmittelbar vor ihrer Mündung, während die feineren Schlammteile weit
ins Meer hinausgeführt werden und erst an tieferen Stellen zur Ablagerung
gelangen. Alle Sedimentärgesteine, welche hervorgegangen sind aus Ab-
lagerungen solcher festen Gesteinstrümmer durch das Wasser oder auch durch
Eis oder Wind, werden Trümmergesteine genannt. Teilweise sind es
lockere Sande und Gerölle, meist aber sind sie später verfestigt. Solche
feste Trümmergesteine sind die Sandsteine, die wesentlich aus Quarz-
körnern bestehen, welche durch irgend ein Bindemittel zusammengehalten
werden, die Tone, Tonschiefer und Mergel, welche aus feinen Schlamm-
massen hervorgegangen sind.
Das Wasser führt aber weiterhin viele gelöste Mineralbestandteile mit
sich. Diese können ebenfalls zur Ablagerung gelangen, wenn das Wasser
mit ihnen gesättigt ist. Das findet in Seen und abgeschlossenen Meeres-
teilen statt, die bei geringer Wasserzufuhr starker Verdunstung ausgesetzt
sind. Auf diese Weise sind die Gyps- und Salzlager der Erde, auch
manche Ablagerungen von Kalk gebildet. Den meisten im Wasser gelösten
Kalk aber verwenden viele Wassertiere zur Bildung ihrer Kalkschalen und
Gerüste (Muscheln, Schnecken, Krebse, Korallen). Aus den nach dem Ab-
sterben der Tiere zu Boden fallenden Schalen oder aus den von ihnen auf-
gebauten Riffen siud die mächtigsten Kalkschichten und -Stöcke der Erdrinde
aufgebaut.
Organischen Ursprungs sind ferner die Kohlengesteine. Sie sind
entstanden durch Zersetzung von Pflanzen unter Luftabschluß. Das jüngste
von ihnen ist der Torf, der noch gegenwärtig in allen Mooren sich bildet,
älter die Braunkohle, noch älter die Steinkohle. Je älter sie sind, um
so fester sind sie und um so reicher an reinem Kohlenstoff, daher um so
wertvoller als Brennmaterial, nehmen aber auch einen immer geringeren
Raum ein, da sie beständig Kohlenwasserstoffverbindungen in Form von
Gaseu abgeben.
Fast alle Sedimentärgesteine zeigen eine mehr oder weniger deutliche
Schichtung und sind oft reich an Versteinerungen. Kristallinische
Schiefer nennt man Gesteine, welche zugleich kristallinische und schieserige
Struktur zeigen. Sie sind meist aus Sedimentär-, seltener aus Eruptiv-
gesteinen hervorgegangen, welche in Folge des starken Druckes der über
ihnen liegenden Schichten in Verbindung mit der Erdwärme umkristalli-
siert sind. Sie sind im allgemeinen die ältesten uns zugänglichen Gesteine
der Erdrinde. Die wichtigsten sind Gneis, der dieselbe Zusammensetzung
hat wie der Granit und Glimmerschiefer, der sich aus Quarz und Glimmer
zusammensetzt.
Daß auch die Festländer großenteils aus Sedimentärgesteinen auf-
gebaut sind und daß auch Tiefengesteine jetzt vielfach an der Erdoberfläche
zu Tage treten, erklärt sich einmal aus den Vorgängen der Gebirgsbildnng,
durch die viele Gesteinsmassen und Schichten in eine höhere Lage gebracht
sind, als die, in der sie zuerst gebildet oder abgelagert wurden, sodann aus
der Verwitterung und Erosion, durch welche Oberflächeuschichteu abgetragen,
tiefere freigelegt wurden.
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