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wölbt sich über deinem Haupt der blaugraue Steppenhimmel, dessen Wol¬
kengebilde dir den Anblick der Berge ersetzen und dessen Luftspiegelung
deiner Phantasie Seen und Flüsse vorzaubert.
Die „Pußta" ist die von Pferde- und Rinderheerden beweidete, zu
Ackerbau und Viehzucht in Anspruch genommene Steppe, der von Stadt
und Dorf oder dem einzelnen Herrensitz (Dominium) mehr oder weniger
entfernte Vorposten, — „das Vorwerk" mit den nöthigsten Wirthschafts-
gebäuden, das sich allmälig immer mehr bevölkert und weiter ausdehnt
und so zu einem Dorfe sich gestaltet. Die Pußta hat aber weder Schule
noch Kirche, noch Herrenwohnung, und da die Dörfer meist sehr weit ent¬
fernt sind, wachsen ihre Bewohner meist ohne allen Unterricht auf.
Da die aus Asien als Nomaden herübergekommenen Magyaren (spr.
Madjaren) erst in ihrem europäischen Wohnsitz den Ackerbau erlernten, so
ist es erklärlich, daß sie die Namen der Ackergeräthe und manche auf die
Feldwirthschaft sich beziehenden Benennungen von den slavischen Nachbarn
entlehnten, und so ist auch das namentlich in den südungarischen Ebenen
eingebürgerte Wort puszta von dem slavischen pusty (öde, leer) höchst
wahrscheinlich entlehnt. Die Ungarn bezeichnen mit dem Worte Wüsten
und Steppen überhaupt, und sprechen von der Pußta Sahara, wie von
der gesegneten in den ungarischen Volksliedern gefeierten Pußta H o r t a -
bagy, im weiteren und engeren Sinne des Wortes.
Hortabagy, die zweitgrößte Pußta des Ungarlandes, gehört der Ge¬
meinde Debreczin und ist nur wenig kleiner als die große Gemarkung der
Stadt Maria-Theresiopel, welche fast 18 ^Meilen umfaßt. Es weiden
auf dieser Pußta an 30,000 Rinder.
Die Zahl sämmtlicher Pußten Ungarns mag sich auf 3000 belaufen.
Die Häuser der Pußta sind gewöhnlich von gestampfter Erde auf¬
geführt und mit Rohr gedeckt, welches in den ungeheuren Sumpfniederun¬
gen der Donau und Theiß in so großer Menge wächst, daß man es in
diesen holzarmen Gegenden zum Heizen der Stuben und Backöfen verwendet.
Weiter ab von den Strömen wird auch getrockneter, mit Stroh vermischter
Kuhdünger als Feuerungsstoff gebraucht.
Den meisten Pußten fehlen nicht nur die Waldbäume, sondern auch
die gewöhnlichen Obstbäume, die sonst so häufig eine Zierde der Dörfer
sind. Auch bis zum Gemüsebau hat sich die Cultur der Pußtenbewohner
noch nicht verstiegen; einzelne Arten von Gemüse, wie z. B. der Spinat,
werden sogar von den Magyaren gehaßt.
Wo es keine oder wenig Bäume giebt, da fehlen auch die Singvögel;
nur die Haidelerche erhebt sich trillernd von der Grasfläche oder Acker¬
furche. Hier und da fitzen vereinzelt die Aasgeier auf ihrem Funde, oder
durchziehen Schaaren von Krähen die Gegend. Sind, was häufig der
Fall, Sümpfe in der Nähe, so hat man das tausendstimmige Gequak der
Frösche, aber auch einen Reichthum von Wasservögeln, die selten mit der
Flinte verfolgt werden, mit Ausnahme des großen Reihers, dessen schöne