Die Entdeckungen,
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§ 105. Die spanischen Entdeckungen. Einige Jahre vorher schon Columbus,
hatte der Genuese Christoph Columbus (italienisch Colombo.
spanisch Colon) in spanischen Diensten einen neuen Weltteil entdeckt.
Von dem Gedanken der Kugelgestalt der Erde ausgehend, hatte er
den Plan gefaßt, durch eine Fahrt nach Westen Indien zu erreichen.
In Portugal mit seinen Vorschlägen abgewiesen, wandte er sich an
Isabella von Kastilien, die eben Granada, die Residenz des
letzten Maurenkönigs in Spanien, eingenommen hatte und ihm in
ihrer Siegesfreude drei kleine Schiffe bewilligte. Mit diesen fuhr
Columbus im August 1492 aus und erreichte am 12. Oktober 1492 Entdeckung
die Insel Guanahani, eine der Bahama-Inseln; von da fuhr 3tmerUnä"
er nach Euba und Haiti, wo er eine Niederlassung gründete. Auf
drei weiteren Fahrten entdeckte er andere Inseln des Antillenmeeres
und die Küste des amerikanischen Festlandes; doch ahnte er nicht,
daß er anstatt Indiens einen neuen'Weltteil ausgefunden hatte. Ihm
ist das Schicksal nicht erspart geblieben, während seiner dritten Fahrt
beim spanischen Hofe angeklagt und von einem Abgesandten des
Königs in Ketten nach Spanien geführt zu werden; hier wurde er
allerdings sofort wieder befreit und in den Genuß feiner Ehren ein-
gefetzt. Auch hat der neue Weltteil nicht von ihm den Namen er-
halten, sondern von dem Florentiner Amerigo Vespucci, der
seme Fahrten an der Küste Südamerikas zuerst in einem vielgelesenen
Buche beschrieb. Die erste Weltumsegelung versuchte M o g a I h a e § , Welt¬
ein Portugiese in spanischen Diensten, der die nach ihm benannte "msegeluug.
Meeresstraße und den stillen Ozean durchfuhr. Er fand auf einer
der Philippinen durch die Eingeborenen den Tod; aber eines seiner
Schiffe führte die Fahrt zu Ende und gelangte glücklich wieder nach
Lissabon.
Nun entstand in der neuen Welt ein spanisches Kolonialreich, Spanisches
Die beiden Männer, welche die spanische Herrschaft am weitesten aus- SoIoniatrci4-
gedehnt haben, die bedeutendsten der sogenannten Conquistadoren, d h
Eroberer, waren Ferdinand Cortez und Franz Pizarro
Der erste, einer der kühnsten Krieger der Weltgeschichte, eroberte mit
wenigen hundert Soldaten Mexiko, das blühende Reich der Az-
t e k e n; der zweite, ein Mensch von furchtbarster Habsucht und Grau-
samkeit, machte sich das von den Jnkas, den „Söhnen der Sonne",
beherrschte silberreiche Peru untertänig. Bald umfaßte das spanische
Kolonialreich außer Westindien und Mexiko die gesamte Nord- und
Westküste Südamerikas.
Die Entdeckungen sind von den größten Folgen beqleitet qewesen. Folgen der
Die W i s s e n s ch a s t e n zunächst, vor allen die Erdkunde, erfuhren ®"tbectunöen-
durch ste eine starke Anregung. Der Welthandel ferner gewann
allmählich ein ganz anderes Aussehen; während bisher das mittel-