Full text: Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus (Theil 3)

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Ihre Bauart und Größe ist im ganzen Riesengebirge so ziemlich 
dieselbe. Außer einer von Stein aufgemauerten Terrasse, die dem ganzen 
Hause zur Unterlage dient, ist der größeren Wärme wegen alles Uebrige 
von Holz. Doch fängt man seit einigen Jahren an, auch die Wände 
der Häuser von Stein aufzuführen, besonders in Gegenden, wo die 
Bauden der starken Passage wegen (zwischen Böhmen und Schlesien) 
auch im Winter stärker besucht werden. Dabei wird jedoch das Innere 
immer sorgfältig mit Holz verkleidet. Dicht zusammengefügte Bohlen 
bilden in der Regel die Wände der inneren Räume, und die Fugen 
werden, um eindringende Kälte und Feuchtigkeit möglichst abzuwehren, 
dicht mit Moos ausgestopft und zuweilen noch mit Lehm überschmiert. 
Ueberdies wird die innere Seite der Wände mit Brettern verschaalt und 
der Fußboden gedielt; von außen werden die Häuser gegen die Wetter- 
seite (also gegen Norden oder Westen) mit Schindeln überkleidet. Der 
Eingang zur Baude wird im Winter mit Reisigwänden, Holzschobern 
und Fichtengrannen verschanzt, damit er nicht vom Schnee verweht werde. 
Die kleinere Hälfte des Hauses enthält die Wohnstube und neben 
dieser meist auch ein kleines, zuweilen besser eingerichtetes Zimmer. Vor 
der Wohnstube befindet sich ein enger Hausflur mit der Küche und hinter 
dieser gegen die Bergseite hin die Milchkammer oder der Keller, durch 
welchen das kühle Bergwasser geleitet wird, um die dort aufbewahrten 
Vorräthe in möglichster Frische zu erhalten. Seitwärts der Baude wird 
dieses Wasser zu anderm Gebrauch in einem hölzernen oder steinernen 
Troge gesammelt. 
Dem Stubeneingange gegenüber führt eine Thür vom Hausflur in 
den geräumigen Stall; eine andere Thür aber ist an der Vorderseite des 
Hauses angebracht, wo das Vieh ein- und ausgeht. Zwei bis vier 
kleine Fenster mit Glasscheiben erhellen die Wohnstube; jedes derselben 
ist mit einem Schieber versehen, der, wenn er auch geöffnet wird, doch 
nicht hinreicht, die Stube gehörig zu lüften. 
Das Dach läuft an den beiden schmalen Seiten der Baude spitzig 
zu und ist mit Schindeln gedeckt; der Aufgang zu dem Dachraum oder 
Boden führt gewöhnlich durch eine Giebelthür vermittelst einer Leiter, 
oder an der Bergseite über einen hölzernen Steg; der ganze Bodenraum 
selbst aber ist zur Aufbewahrung des Heues bestimmt und vertritt auch 
die gewöhnliche Schlafstelle der erwachsenen Kinder und des Gesindes. 
Wo der Thalabhang jäh ist, läuft an der Vorderseite der Baude ein 
Vorsprung der steinernen Terrasse hin, welche mit dem überhängenden 
Dache eine Art Gallerie bildet, die der Sicherheit wegen ein einfaches 
Geländer verwahrt. 
Diese Einrichtung findet im Wesentlichen sowohl bei den das ganze 
Jahr über bewohnten Winterbauden, als auch in den nur während der 
Sommerweide bevölkerten Sommerbauden statt, welche leichter als jene 
gebaut sind und auch nicht die Bequemlichkeit derselben aufweisen. Die
	        
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