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dem nahen Schloßteich zu. Die Königsberger sind auf dieses liebliche
Idyll inmitten ihrer Stadt nicht wenig stolz und mit Recht. Die grünen in
kleinen Terrassen aufsteigenden Ufer, deren Bäume und Boskets sich
anmuthig im Wasser spiegeln und an lauen Sommerabenden ihren
Lichterglanz auf den Spiegel senden, der, belebt von einer kleinen Flo-
tille schmucker Böte, aus seiner Tiefe die Lichtpunkte heraufzuzaubern
scheint — das ist, wenn auch nicht ganz so prachtvoll wie das Alfter-
bassin in Hamburg, doch ein hübsches Stück Poesie im staubigen mühe-
vollen Alltagsleben. An drei durch ihre Stille sich auszeichnende Logen-
gärten grenzt der belebtere, geräuschvollere Börsengarten, an Concert-
tagen der Corso, der die ganze schöne Welt Königsbergs sehen läßt Im
Winter zieht der Eisspiegel die bewegungslustige Welt an und es Wim-
melt dann von Schlittschuhläufern und -läuferinnen, von Zuschauern,
Büffetbuden, die es an Erwärmungsmitteln in" fester und flüssiger Ge-
stalt nicht fehlen lassen, von Trägern von Fackeln und brennenden Pech-
psannen, von Musikanten.
Da der Schloßteich viel länger als breit ist, so konnte ohne viel Un-
kosten eine Brücke für Fußgänger darüber geschlagen werden. Seine
Oberfläche mißt 47 Morgen (ca. 10 Hektaren); seine Höhe über dem
Pregel beträgt 38 Fuß und noch 34 Fuß höher liegt der Oberteich, der
ihn speist.
Zum Schlosse gehören nicht weniger als fünf Vorstädte (Schloß-
freiheiten): die Burgfreiheit, Tragheim, der Roßgarten, die Neue Sorge
oder Königsstraße und ein Theil von Sackheim. Der ganze übrige Theil
der großen Vorstadt Sackheim gehört zu Löbenicht. Wie die Kneiphofer
Langgasse das Verbindungsglied mit der Vorstadt bildet, so die Löbe-
nichtsche Langgasse mit dieser östlichen.
Wir gehen, vom Schloßteich kommend, über den Roßgärtener-Markt
in die schnurgerade lange Königsstraße bis zur hohen eisernen Spitz-
säule, welche dem Oberpräsidenten und Staatsminister v. Schön zu Ehren
errichtet wurde. Sie steht vor der Maler-Akademie mit dem Stadl-
museum, das eine gewählte Sammlung neuerer werthvoller Bilder eut-
hält, u. a. die Bartholomäusnacht von P. Delaroche, In derselben
Straße befindet sich auch die königliche und Universitätsbibliothek mit
etwa 250,000 Bänden und mancherlei Handschriften, namentlich von
Luther. Am Ausgang der Straße stehen als würdige Zierden des
Königsthors die Standbilder des Königs Ottokar von Böhmen, des Her-
zogs Albrecht von Preußen und desersten Preußenkönigs Frie drich I.
Königsberg ist jetzt eine Festung ersten Ranges und sei ne Thore
mußten vor Allem, in Anbetracht der jetzigen Feuerwaffen, von möglich-
ster Festigkeit und Stärke sein. Und doch hat man bei diesen colossalen
Bauten gleichfalls das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden und
diesen Thorbauten auch architektonischen Werth zu verleihen gewußt-
Vor den vierziger Jahren war Königsberg noch ohne alle Befestigung
