Full text: Lehrbuch der Erdkunde

Die Deutschen Landschaften. 
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findet. Die ungünstige Teilung des Nordmeeres in die Nord- und 
die Ostsee, die fast als ein Binnenmeer erscheint, ist durch den 
Kaiser-Wilhelm-Kanal aufgehoben worden. Durch die offene 
Verbindung der Nordsee mit dem Atlantischen Ozean aber rückt 
Deutschland trotz des holländisch-belgischen Zwischenlandes in 
die Reihe der atlantischen Staaten Westeuropas ein. 
Die Hauptabdachung Deutschlands geht von den Alpen Abdachung 
nach N zum Meere hin. Neben derselben ist in Süddeutschland, oberfiächen- 
wie der Lauf der Donau zeigt, ein Absinken nach 0, in Mittel- bau- 
und Norddeutschland aber nach W zu erkennen. Dem Ober¬ 
flächenbau nach ist Deutschland als ein vielgestaltiges Land 
zu bezeichnen, und hierin liegt seine reiche politische Gliede¬ 
rung am meisten begründet. Im Gegensatz zu den einförmigem, 
weil am längsten vom Meere und zuletzt von Eiszeitgletschern 
bedeckten Gebieten im S und N ist Mitteldeutschland von den 
Trümmern eines alten und stark abgetragenen Hochgebirges er¬ 
füllt und durch gebirgsbildende Kräfte reicher und mannigfaltiger 
gegliedert worden, so daß Erhebungen und Senken häufig wechseln. 
Während in der Süddeutschen Hochebene und in dem Norddeutschen 
Tieflande die größten deutschen Bundesstaaten, dort Bayern, hier 
Preußen, entstanden, wurde Mitteldeutschland das Gebiet der 
deutschen Kleinstaaterei. In den scheinbar sehr ungeordneten 
deutschen Mittelgebirgen sind doch zwei Hauptrichtungen 
zu verfolgen, ein nordnordöstliches oder nordöstliches 
Streichen, das bei allen rheinischen Gebirgen, sowie beim Jura 
und am deutlichsten beim Erzgebirge ausgeprägt is (darum rheinisches 
oder erzgebirgiges Streichen genannt), und ein nordwestliches 
Streichen, das im 0 vorherrscht (hercynisches oder sudetisches 
Streichen genannt). Während die letzte Streichrichtung günstig 
ist, weil sie den Gewässern den Weg nach NW zur Nordsee weist, 
würde die andere sehr ungünstig wirken, wenn dem Rheine (wie 
auch der Elbe) nicht der Durchbruch nach NW gelungen wäre. 
Auch in klimatischer Hinsicht nimmt Deutschland in Klima- 
Europa eine Mittelstellung ein, indem es den Übergang bildet 
von den Gebieten Westeuropas mit ozeanischem Klima zu den 
Gebieten Osteuropas mit kontinentalem Klima. Der klimatische 
Unterschied zwischen Nord- und Südeuropa wird durch die größere 
Höhenlage des erstem ziemlich ausgeglichen. Am günstigsten sind 
hiernach tiefgelegene Gebiete Südwestdeutschlands gestellt. 
Deutschland läßt sich in folgende Naturgebiete gliedern: opening. 
A. Die nördlichen Alpen und ihr Vorland. 
I. Die Schweizer Alpen und ihr Vorland. 
II. Die Deutschen Kalkalpen und die Schwäbisch¬ 
bayerische Hochebene. 
B. Das Südwestdeutsche Becken. 
III. Die Oberrheinische Tiefebene und das Loth¬ 
ringische Stufenland. 
IV. Das Schwäbisch-fränkische Stufenland. 
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