Full text: Allgemeine Erdkunde: Physische Erdkunde, Die Erde und das Leben, Wirtschaftsgeographie, Die Beziehungen des Deutschen Reiches zur Weltwirtschaft, Das Deutschtum im Auslande, Bilder zur Siedlungskunde (Teil 7)

B. Das Deutschtum im Auslande. 
143 
sabrik entwickelt sich günstig. Eskischehir ist ein Vorort der sich ansammelnden 
deutschen Bevölkerung geworden, da für deren Kinder der dortige Schulverein und 
die deutsche Anatolische Eisenbahngesellschaft eine deutsche Schule unterhalten. 
Palästina weist in Haifa, beiJasa und Jerusalem geschlossene deutsche 
Kolouieu auf. Sie wurden im vorigen Jahrhundert von Templern, einer evangeli- 
fchen Sekte aus Württemberg, gegründet. Etwa 2000 Bauern treibet! Acker-, Wein-, 
Orangen- und Olivenbau. Da aber der Lauderwerb den Kolonisten sehr erschwert 
wird, so hat in letzter Zeit eine Abwanderung nach Deutsch-Ostasrika begonnen. 
3. Nordamerika. Der natürliche Reichtum Nordamerikas hat auch viele 
deutsche Einwanderer angelockt. In den letzten 90 Jahren sind etwa 6 Millionen 
Deutsche in die Uniou eingewandert. Die Zahl der Deutschen im ganzen Erd- 
teile beläuft sich heute auf etwa 13 Millionen. Sie wohnen vornehmlich in den 
Uferstaaten der Kanadischen Seen, in Ohio, Indiana uud in den östlichen Jndu- 
striestaaten. Pennsylvanien nennt man das „amerikanische Deutschland" und 
Milwaukee, das 300000 deutsche Einwohner zählt, die „deutsche Stadt". 
Überall haben sich die Deutschen als tüchtige Ansiedler bewährt, Wälder gerodet, 
Pflanzungen angelegt, die Farmen der Engländer und Angloamerikaner bewirk- 
schastet, oder sie haben als Kaufleute, Ingenieure und Gewerbtreibende ihre kultur- 
fördernde Macht bewiesen. Da aber der überwiegende Teil der deutscheu Einwan- 
derer in der Union angloamerikanisch geworden ist, so streben vaterländische Ver- 
einigungen dahin, die deutschen Auswanderer dem deutschen Volkstum zu erhalten. 
In Mexiko befinden sich zahlreiche industrielle Aulagen sBrauereieu, Möbel- 
fabrikeu, Zigarreufabriken, Hütteubetriebe, Baumwollspinnereien und -Webereien) 
und große Ländereien mit Kaffee- und Zuckerpflauzungen in deutscheu Händen. 
In einigen m i t t e l a m e r i k a n i s ch e n S t a a t en ist der größere Teil aller Kaffee- 
und Zuckerpflanzungen im Werte von 50 bis 60 Millionen Mark in deutschem Besitz. 
Hier wie in Mexiko sind zahlreiche Deutsche auch als angesehene Kaufleute tätig. 
3. In Südamerika, namentlich in Brasilien, Argentinien und Chile, 
wohnen über 500000 Deutsche als Landwirte, Techniker, Kaufleute, Ärzte, Ge- 
lehrte, Bergleute, Besitzer, Leiter und Beamte großer landwirtschaftlicher, indu- 
ftrieller uud finanzieller Betriebe in großen Gemeinden beisammen. Jn Val- 
divia hört man fast nur Deutsch sprechen, und in den südlichen Provinzen 
von Brasilien leben an 300000 Deutsche. Viel deutsches Kapital arbeitet in 
Handelsunternehmungen, Pflanzungen uud Bergwerken. Eisenbahnen, deutsch 
nach Kapital, Material und Arbeit, erstrecken sich Hunderte von Kilometern. Wäh- 
rend zahlreiche deutsche Einwanderer Nordamerikas der Gefahr, in der stamm- 
verwandten, herrschenden Nation aufzugehen uud fo ihr Volkstum aufzugeben, 
erlegen sind, haben sich die deutschen Ansiedler Südamerikas zwischen den auf nie- 
drigerer Kulturstufe stehenden romanischen Bewohnern deutsche Art uud Sprache 
bewahrt. Sie haben die Handelsbeziehungen zwischen Südamerika und dem Deut- 
scheu Reiche gefördert und dazu beigetragen, daß für eine Reihe der wichtigsten 
Ausfuhrartikel Südamerikas (Kaffee, Weizen, Kautschuk, Salpeter) Deutschland 
der größte Abnehmer in Europa ist. 
4. In den zum Britischen Weltreiche gehörenden Gebieten Südafrikas und 
Australiens hat zeitweise auch eine bedeutende deutsche Einwanderung statt- 
gefunden. Gegenüber der ebenbürtigen englischen Nationalität hat das deutsche 
Element aber nicht recht emporkommen können. Es wurde wirtschaftlich vielfach 
bedrückt und angefeindet, so daß die Zuwanderung nach Australien sast aufgehört 
hat. In Südafrika gibt es einige Niederlassungen von Deutscheu in der Nähe
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.