Full text: Die außereuropäischen Erdteile, Länderkunde Europas mit Ausnahme des Deutschen Reiches (Teil 2)

IV. Das Nordwesteuropäische Schollenland. 
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a) Im S liegt das wein- und kornreiche Tiefland der Garonne. Bei 
Toulouse (150000 E.) erreicht diese die Langnedoe^ und wird hier schiff- 
bar. Der Canal du Midi verbindet sie mit dem Mittelmeer. Auf den 
sonnigen Höhen ihres uutereu Laufes wächst Wein, der von dem reichen 
Bordeaux (250000 E.) aus verschifft wird. 
Zwischen Bordeaux und Bayouue haben Meer und Seewind tnrmhohe 
Dünen aufgeworfen. Sie versperren den Küstenflüssen den Weg zum Meere, 
so daß diese sich zu Seen und Sümpfen aufstauen. So entstanden die 
öden, dünn bevölkerten „Landes". 
b) Den größten Teil des Französischen Tieflandes bildet das Becken 
der Loire. Da, wo das obere und untere Loiregebiet am leichtesten 
beherrscht werden kann, und wo die Straße von Paris nach Südwestsrank- 
reich führt, entstand Orleans, der Schauplatz vieler Kämpfe (1429, 1870). 
Von hier wendet sich die Loire nach W und strömt durch die Wein- 
und Obstgärten der Tonraine. Auf dem ruhigen, stark versandeten Unter- 
lauf empfängt die Loire die Gewäffer des matten- und obstreichen Berg- 
landes der Normandie. Wegen der Versandung des Flußbettes hat 
der ehemals bedeutende Hafenplatz Nantes (135000 @.) in St. Nazaire 
einen geeigneten Seehafen erhalten. 
Nördlich davon erheben sich in der Bretagne niedrige, eisenreiche 
Granitkämme. Sie sind zum Teil mit Heidekraut bedeckt und meist nur 
zur Viehzucht geeignet. Die seetüchtigen Bewohner wenden sich dem mehr 
lohnenden Fischfang an der Küste und auf hoher See zu. An der tief 
ausgezackten, hafenreichen Westküste liegt Brest [braßt], der erste ozeanische 
Kriegshafen Frankreichs. Südlich von der Loiremündung breitet sich das 
vom Meere angeschwemmte, fruchtbare Marfchlaud der Vendee aus. Öst- 
lich davon strecken sich die Höhen von Poiton den Vorbergen des Fran- 
zöfischen Mittelgebirges entgegen. Die Senke zwischen beiden ist das Haupt- 
eiugaugstor aus dem nördlichen nach dem südwestlichen Frankreich, daher 
liegen um Poitiers, den Hauptort dieser Lücke, zahlreiche Schlacht- 
felder. 
c) Den NO des Tieflandes nimmt das Seinebecken ein. Die Seine 
durchfließt mit ihren Nebenflüssen, Jonne links und Marne rechts, das Kalk- 
platean der Champagne. Auf den nach den Flußufern sich neigenden Ab- 
hängen wachsen die weltberühmten Weine. Hauptsitz der Schaumweinkellerei 
ist Reims, eiust Krönungsstadt der französischen Könige (110000 E.). An den 
Durchbrüchen der Flüsse durch die hügelige Champagne, den Zugangspforten 
nach Paris, liegen zahlreiche Schlachtfelder, darunter Chalons-snr-Marne 
(451). Deu Mittelpunkt des fruchtbaren, dichtbevölkerten Seinebeckens bildet 
Paris. 
Paris liegt in der reich bewässerten und sorgfältig angebauten Land- 
schast Jsle de France, zu beiden Seiten der Seine, die hier durch den Zufluß 
der Marne auch für die größten Flußschiffe fahrbar ist, im Knotenpunkte 
1 Mit langue d'oc bezeichnet man die südfranzösischen Mundarten, mit langue d'oil 
die nordfranzösischen.
	        
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