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fließende Gewässer fehlen völlig; mehrere Seen, unter ihnen der
Eyre-See, haben salziges Wasser und bilden den größten Teil des
Jahres nur Sümpfe. Der Boden ist infolge dieser Wasserarmut teils
Wüste, teils Steppe. Große Flächen sind mit stachligem, undurchdring-
lichem Gestrüpp oder mit harten, scharfen Gräsern bewachsen. Durch
Anlage artesischer Brunnen sucht man seither unfruchtbare Gebiete für
die Bebauung zu gewinnen.
3. Pflanzen- und Tierwelt. Die Pflanzen- und Tierwelt Austra-
liens weicht von derjenigen der übrigen Erdteile erheblich ab. Im
Innern herrschen die Eukalyptuswälder vor. Die Stämme dieser
Bäume erheben sich bis zu 60 m, ehe sie sich verzweigen, und er-
reichen oft eine Höhe von über 100 m. Da ihre blaugrünen, schmalen
Blätter fast senkrecht herunterhängen, so bieten die Wälder keinen
Schatten. Seltsam berührt uns in dem australischen Wald der
Mangel an Singvögeln; dagegen leuchtet das Gefieder vieler Vögel in
den glänzendsten Farben. Besonders der Leierschwanz und die mancherlei
Papageienarten erfreuen durch ihre Farbenpracht das Auge des Reisen-
den. — Eigenartig sind auch die Säugetiere des Erdteils. Ursprüng-
lich fehlten ihm die dem Menschen so nützlichen Huftiere. Von Raub-
tieren kommt der Dingo vor, ein Mittelding zwischen Wolf und Hund.
Eigentümlich sind Australien die Beuteltiere und das Schnabeltier.
Letzteres ist zwar ein Säugetier, aber es hat statt des Maules einen zahn-
losen Schnabel, und es legt Eier, aus denen nach einigen Tagen wenig
entwickelte Junge auskriechen. Es ist also halb Säugetier und halb
Vogel. — In ähnlicher Weise gehört der Lungenfisch sowohl zu den
lust- als zu den wasseratmenden Wirbeltieren. Er kann wohl durch
Kiemen im Wasser atmen, zugleich aber benutzt er auch die zu einer
Lunge ausgebildete Schwimmblase zur Luftatmung.
4. Bewohner. Die Ureinwohner des Festlandes sind die Austrat-
neger. Sie sind den Negern ähnlich, stehen aber auf einer noch
niedrigeren Kulturstufe als diese. Das Fehlen der Anstiere ließ sie
nicht zu Ackerbauern, nicht einmal zu Hirten werden; sie blieben Jäger-
und Fischervölker. Sie weichen vor der vordringenden Kultur immer
mehr zurück und nehmen an Zahl schnell ab (ungefähr noch 250000).
— Den weitaus größten Teil der Bevölkerung machen die Einge-
wanderten aus, unter denen die Engländer obenanstehen; ihnen
folgen an Zahl die Deutschen (ungefähr 100 000). Um Australien,
das im 18. Jahrhundert zu einer englischen Kolonie erklärt worden
war, zu bevölkern, schickten die Engländer ihre Verbrecher dorthin. Da
wurden um das Jahr 1850 im Südosten Australiens große Goldfunde
D ilcher-Schwarzhaupt-Walth er, Erdkunde. II. Teil. 13