Full text: Europa ohne Deutschland (Teil 2)

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2. Seit dem Jahre 1871 sind mehr als 3 Mill. Deutsche aus- 
gewandert. Wenn auch die Zahl der Auswanderer abgenommen hat, 
so verlassen doch auch jetzt noch jährlich ungefähr 20000 Deutsche ihre 
Heimat. Sie ziehen in fremde Länder, gehen dem deutschen Volke 
vielfach verloren, ja, sie gebrauchen ihre in Deutschland erworbenen 
Kenntnisse und Fertigkeiten, um der deutschen Landwirtschaft und In¬ 
dustrie und dem deutschen Handel Konkurrenz zu machen. Solchen 
Volksgenossen, die ihr altes Vaterland verlassen wollen, bieten jetzt 
die Kolonien eine neue Heimat, wo sie unserem Volke erhalten bleiben 
und mitarbeiten können für Deutschlands Macht. Hierfür kommen be- 
sonders Deutsch-Südwestafrika und einige höher gelegene Teile von 
Deutfch-Ostafrika in Betracht. Ein Teil der deutschenKolonien 
kann also deutsche Auswanderer aufnehmen und sie dem 
deutscheu Volkstum erhalten. 
3. Unsere Industrie braucht eine große Menge von Rohstoffen 
(Baumwolle, Kautschuk, Kopra, Kupfer), die nicht oder nur wenig bei uns 
vorkommen. Auch viele Nahrungs- und Genußmittel, wie Kaffee, Kakao, 
Tabak, müssen wir aus überseeischen Ländern beziehen. Für diese Roh- 
stoffe gehen jährlich ungeheure Summen (mehrere Milliarden) ins Aus- 
land. Noch schlimmer ist es, daß wir mit manchen dieser Rohstoffe, 
die wir in unsrer Industrie unbedingt brauchen, jetzt ganz vom Aus- 
land abhängig sind (z. B. mit Rohbaumwolle von Nordamerika). Die 
Kolonien können uns wenigstens einen Teil solcher Rohstoffe liefern. 
So betrug die Erzeugung von Rohbaumwolle jetzt schon 11/i Mill. M, 
obgleich wir damit noch im Anfang stehen. Kautschuk lieferten die 
Kolonien für 181ß Mill. M, Kopra für 10 Mill. M, Kakao für 
33/<i Mill. Jb. Die Kupferförderung Südwestafrikas stieg in 2 Jahren 
von 47 000 Jb auf 6,3 Mill. ^5. Wir sehen daraus: Die Kolonien 
liefern uns wichtige Rohstoffe, die wir seither aus dem 
Ausland beziehen müssen. Sie erhalten der deutschen 
Volkswirtschaft große Geldsummen und machen uns etwas 
unabhängiger vom Ausland. 
4. Die Erschließung unserer Kolonien durch Hafenanlagen und 
Eisenbahnen schafft unsrer Industrie neue Arbeitsgelegenheit. 
5. Einige unserer Kolonien (namentlich in der Südsee) sind wert- 
volle Stützpunkte für unsere Handels- und Kriegsflotte. 
Die Schiffe können hier Kohlen und Wasser einnehmen und notwendige 
Ausbesserungen ausführen.
	        
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