Full text: Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde (Teil 3)

— 161 — 
eine Pause eintreten, bis durch das seitlich zuströmende heiße Wasser 
wieder genügend Dampf und hinreichende Spannung erzeugt ist, daß 
sich der Vorgang wiederholen kann. 
IL Veränderungen der Erdrinde durch äußere Kräfte. 
Wir haben bisher von den Kräften gesprochen, die von innen AI 10. 
her Veränderungen an der Erdrinde hervorriefen. Wir kommen nun 
zu den Kräften, die von außen wirkten, um das Antlitz der Mutter 
Erde zu verändern. Dazu gehören die Verwitterung, die Tätig- 
keit des Wassers, des Eises und des Windes. 
1. Die Verwitterung wird verursacht durch den raschen und 
ungleichen Wechsel von Frost und Hitze. Die durch die Er- 
wärmung bewirkte Ausdehnung und die darauf folgende Zusammen- 
ziehung der Gesteine infolge der Abkühlung bringt selbst harte Gesteine 
zum Zerspringen. — Wenn in den kälteren Jahreszeiten tagsüber 
Regenwasser in die feinsten Spalten der Gesteine gedrungen ist, friert 
es oft in der Nacht. Beim Gefrieren dehnt sich das Wasser aus und 
die Spalte wird auseinander gepreßt. Durch diesen „Spaltfrost" 
zerfällt ebenfalls das Gestein. (Phy sikalische Verwitterung,) DieVer- 
Witterung geht auch auf chemischem Weg vor sich. Wasser löst, 
namentlich in Verbindung mit Kohlensäure, viele Gesteine auf; be- 
sonders Kalk, Gips und Steinsalz sind leicht löslich. Es entstehen dann 
Hohlräume, die oft Einstürze der überlagernden Gesteine zur Folge haben. 
Endlich tragen auch PslanzenundTierezur Verwitterung bei. Läßt 
man eine Pflanze auf einer polierten Marmorplatte wachsen, so fühlt man 
schon nach einigen Tagen, daß die Wurzelfasern zarte Furchen in die 
glatte Fläche gegraben haben. — Die Flechten bohren kleine Höh- 
hingen in die Felswände. — Die Spaltpilze scheiden Kohlensäure, 
Salpetersäure, Ammoniak usw. aus und tragen dadurch zum Zerfall 
der Gesteine bei. — Bekannt ist, daß die Würmer den Erdboden mürbe 
machen. Dadurch sinken Schlacken und Steine tiefer in den Erdboden 
ein. Auch die Ameisen lockern den Boden und tragen große Mengen 
Erde von einem Ort zum andern. In ähnlicher Weise wirken Maul- 
wurf, Engerliug und andere Tiere. 
Durch die Verwitterung entsteht der Ackerboden. Er enthält 
viele chemische Bestandteile des Gesteins, aus dem er sich gebildet hat, 
und bedingt dadurch die Fruchtbarkeit einer Gegend. Je nach den 
Hauptgesteinen, aus denen er sich zusammensetzt, unterscheidet man ver- 
schiedene Bodenarten: 
Sandboden enthält viel Quarzsand, 
Kalkboden „ vorzugsweise kohlensauren Kalk, 
Tonboden „ u kieselsaure Tonerde, 
Dilcher-Schwarzhaupt-Walther, Erdkunde. III. Teil. 11
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.