98 Australien,
3. Tierwelt. Diese ist so eigentümlich, daß sie eine
besondere Region in der Tiergeographie ausmacht. Vi^e
Gruppen fchlW ganz. so Affen, die großen Raubtiere, die Dick¬
häuter und selbst die Wiederkäuer; letzteres namentlich ist von
großer Wichtigkeit; denn dadurch war es den Bewohnern Austra-
lieus sogar versagt, sich wie die Nomadenvölker von Viehzucht
zu ernähren.
Am stärksten vertreten sind hier die der alten Welt ganz
unbekannten Beutelt!ere; hierher gehört das Känguruh, das
auch Gegenstand der Jagd ist; seltsam sind serner die Schnabel-
tiere. Wild oder halbgezähmt ist der australische Hund, der
D iug.il*. eine Geißel der Schafherden. — Reicher entwickelt ist
die Vogelwelt (Papageien, besonders Kakadus, »nd der
Emn-Dtr'auß). — Die Europäer haben seit ihrer Nieder-
lassung mit dem besten Erfolg ihre Haustiere eingeführt, so
daß neben dem Bergbau die Viehzucht die Hanptnahrnngs-
quelle der Kolonisten bildet. Besonders großartig wird neben
der Rindviehzncht die A chafzncht (1884: 74 Mill. Stück) be-
trieben; nächst dem Golde und dem Weizen sind daher
Wolle, Häute und Fleisch die Hauptausfuhrprodukte Au-
straliens. (//L :
VII. ZZevölkerung.
1. Zahl und Dichtigkeit. Die Gesamteinwohnerzahl
beträgt (mit Tasmanien) nicht ganz 3 Mill.; die dichtestbe-
wohnten Gebiete (20—30 Per qkm) gehören infolge der gün-
fügen Gliederung und Bewässerung, der reichlichen Niederschläge
und des Reichtums an Bodenprodukten dem SO. an.
2. Abstammung. Die llr Australiens bilden
eine besondere Menschenrasse. Ihre Zahl ist sehr gering. —
Die ^Ansiedler sind zum allergrößten Teil Briten.; Deutsche
finden sich in größerer Zahl fast nur in S.-Anstralien und
Victoria. — In den Bergwerken arbeiten besonders Chinesen.
Anmerkung. Die Australier stehen auf sehr niedriger Kultur-
stufe; sie bauen 1. kein ständiges Obdach, sondern leben als herum-
streichende Jäger in einem aus Blättern oder Rinden verfertigten Zelte.
2. Ihre Waffen und Jagdgewehre sind Wurfgeschosse, vor allen Dingen
der Speer, der Bumerang und das Wurfbrett. 3. Ihre Nahrung
besteht aus den^Erträgnissen der Jagd und des Fischfangs, sowie dem
Nährstoff wildwachsender Wurzeln: doch verschmähen sie auch nicht
kaltes Getier, wie Raupen, Eidechsen, Ameisen und Würmer. — Gleich¬
wohl ist die geistige Begabung, der Australier nicht gering, was
aus folgenden Punkten erhellt: 1. Ihre Sprachen besitzen einen großen
Reichtum an Formen zum Ausdruck seiner Beziehungen; 2. wir finden
bei ihnen poetische Versuche, sogar von überraschender Zartheit; 3. sie
halten die Pflichten der Blutrache heilig und anerkennen das Eigentum
an unbeweglichen Sachen; 4. selbst die Verehrung eines gütigen nnsicht-
baren Wesens ist vielen Australiern nicht unbekannt.