18 Asien.
4. Die Hindu treiben schon von alters her Ackerbau, Jndu-
strie und Handel; aber in neuester Zeit erfuhren all diese Er-
werbsquelleu infolge des englischen Einflusses einen solchen
Aufschwang, daß gegenwärtig fast die Hälfte der asiatischen
Ein- und Ausfuhr auf Indien kommt. Der größte Teil
der Ausfuhr entfällt auf die schon oben erwähnten Produkte
des Pflanzenreichs: Baumwolle (nächst der Union exportiert In-
dien hiervon das größte Quantum) Weizen, Indigo, Opium,
Jute, Schee*)? Pfeffer, Zimt und Kaffee.
Politischer Zustand. Vorderindien gehört zum weitaus größten
Teile den Engländern. Nur im Himalaja haben zwei kleine Reiche
ihre Selbständigkeit zu erhalten vermocht: Bhutan (butän) und Nipal
(nipal). — Die englische Herrschaft ist in Vorderindien eine zweifache.
Der größte und bevölkertste Teil steht im unmittelbaren Besitze der
Engländer und bildet mit den britischen Gebieten an der W.-Küste Hin-
terindiens das anglo-indische Kaiserreich (mit fast 3 Mill. qkm
und 206 Mill. Einw.), dessen Monarch der Träger der britischen Krone
ist. Das ganze übrige Vorderindien (l1/s Mill. qkm und 54 Mill. Einw.)
nehmen die Schützstaaten ein, die in verschiedenem Grade von der
britischen Krone abhängig sind. — Die Zahl der Engländer in
Britisch-Jndien beträgt nnr gegen 100 T., und doch sind sie das maß-
gebende Element in einer Bevölkerung, die an Zahl nur von der Chinas
übertroffen wird.
Landschaften und Städte.
1. Die Him alaja-L andfch aft en Im W. der Schutzstaat
Kaschmir, ein herrliches, gesundes Gcbirgsland und Heimat der Tibet¬
ziege. deren feines Haar das Material für die Kafchmirshawls liefert. —
Im Osten liegen die einzigen noch unabhängigen Staaten Nipal und
Bhutan.
2. Das Jndusgebiet. Im Kabnlthal: Peschawar (peschaur),
eine wichtige Festung, da sie den Zugang von Afghanistan nach Indien
beherrscht. — Im Pandschab: Lahore (lahör) an der großen Handels-
straße vom Kabulthal nach dem Ganges, 150 T. E, und Si m l a, am
S.-Abhang des Himalaja, Sitz der indischen Regierung in der heißen
Jahreszeit.
3. Das Gangesgebiet; es enthält die meisten Großstädte. An
der Dschamna: Delhi, voll prächtiger Paläste, 170 T. E., und Agra,
160 T. E. — Am Zusammenfluß von Dschamna und Ganges: 2L1~Lu,
babad (allahabad), ein Hauptwallfahrtsort der Hindu, 150 T. E, —
' Am Ganges: Benares (benäres), 200 T E., die heiligste Stadt der
Inder nnd Sitz einer Hochschule der Brahmanen, — Patna, 170 T.
E., Mittelpunkt des Opiumhandels. — An einem linken Nebenfluß des
Ganges: Lakno, 260 T. E. — Am Hugli, dem westlichsten Mündungs-
arm des Ganges: K " 1 f»11 n , fast 800 T E, Hauptstadt des indo¬
britischen Reiches und Sitz des englischen Vizekönigs, einer der bedeu-
tendsten Handelshäfen.
4. D ekun. An der W.-Küste: Bombay (bombfc) auf einer
*) 1838 kamen hievon die ersten zwölf Kisten nach England, 1884
bereits 60 Millionen Pfund.